Schnittchen und Turmfrisuren: Eine Zeitreise in die 60er

„Mit 17 hat man noch Träume“ ist jetzt in der Komödie an der Steinstraße zu Gast. Mit dabei sind alte Hits und halb-antike Kalauer.

Düsseldorf. Es ist eines der ganz alten Geheimnisse der komödiantischen Zunft: Männer in Frauenkleidern. Das an sich ist immer ein Garant für ordentliche Lacher, geschickt platziert kann sich sogar lautes Gejohle daraus entwickeln. Das wissen auch Vico und Peter Malente aus Hamburg, die in der Komödie an der Steinstraße jetzt die Düsseldorfer Premiere ihres zu Hause bereits sehr erfolgreich gespielten Stücks "Mit 17 hat man noch Träume" feiern.

Die als Schlager-Revue angekündigte Produktion ist eine grell-überdrehte Zeitreise in die 1960er mit all ihren Artefakten aus Beatmusik, Schwarz-weiss-Fernsehen, betonierten Turmfrisuren und Schnittchenplatte. Neben den Herren Malente stehen Bianca Arndt, Christin Deuker und Sonja Herrmann auf der Bühne, die in unterschiedlichste Rollen schlüpfen.

Ein Besuch in Familie Dobermanns plüschigem Wohnzimmer zum gemeinsamen Fernsehabend dient als Rahmenhandlung, währenddessen wir uns in dem überdimensionalen Fernseher über ein Wiedersehen mit den Helden jener Tage freuen dürfen. Und sie sind alle gekommen: Howard Carpendale, Dieter-Thomas Heck, Vico Torriani, Alexandra, die Beatles und auch Nana Mouskouri geben sich ein Stelldichein.

Allerdings wird Letztere nicht von einer der drei Damen im Ensemble dargestellt, sondern von Vico Malente, stilecht mit schwarzen langen Haaren, Hornbrille und griechischer Tunika zurechtgemacht.

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Der ausverkauften Komödie gefällt das bereits ausnehmend gut, als aber auch noch Sohn Peter in gleicher Aufmachung eine zweite Nana entrückt über die Bühne schweben lässt, ist die Stimmung kaum mehr zu übertreffen. Zu diesem Zeitpunkt sind die Besucher bereits dem humoristischen Abwinken nahe, die vorangegangenen 90 Minuten haben einiges an Vorarbeit geleistet.

Die schrille Truppe zieht von Beginn an ein drolliges Klischee nach dem anderen aus der Mottenkiste, trägt unglaubliche Frisuren und Kleidungsstücke zur Schau, zitiert Werbung von damals, in der man nach all den Jahren immer noch erstaunlich textsicher ist. Jede auch nur halb zu Ende formulierte Andeutung von Weinbrand, Waschmitteln, Zigaretten oder auch Versicherungen wird vom Publikum ohne Probleme vervollständigt. Die angetretenen Reklame-Protagonisten Tilly, Klementine, der Omo-Reporter und der weisse Riese singen schließlich noch gemeinsam "Ganz in Weiß".

Garniert wird das Ganze mit halb-antiken Kalauern ("Wo gestern noch die Leber war, steht heute eine Minibar") und natürlich vielen weiteren Schlagern von damals, die die Fünf in ihren überkandidelten Kostümen und mit herrlich hüftsteifen Tanzschritten darbieten. Höhepunkte sind dabei Sonja Herrmanns Auftritt als Alexandra ("Mein Freund der Baum"), das Duo Blue Diamonds, bei dem selbst Peter Malente vor Lachen kaum an sich halten kann, und natürlich die Nana-Travestie.

Unter dem Strich: Ein Abend so quietschbunt und überzuckert wie eine Tüte Bonbons. Und wo hört man heute noch so wunderbare und fast vergessene Worte wie "Testbild" oder "Beatschuppen"?