Theater: Ronaldo, der Geldzerstörer

Im Central feierte das Stück „Atlantic Zero“ Premiere. Darin prallt die Welt eines Konzernchefs auf die eines Anarchisten.

Düsseldorf. Eine geheimnisvolle Organisation entführt die 30 reichsten Männer der Welt und erpresst von ihnen je zehn Milliarden Dollar. Die 300 Milliarden will sie im Atlantik versenken. Von Lasthubschraubern abgeworfen, sollen die Dollar-Scheine in der Sonne glitzern und nochmals ihre ganze Schönheit entfalten, um dann vom Salzwasser zerstört zu werden.

Wäre das eine Möglichkeit, die Welt aus den Krisen des Kapitalismus zu retten? Im absurden Thriller des Künstlers Stephan Kaluza ist es jedenfalls die Vision des Gentleman-Kidnappers, der sich Ronaldo nennt.

In der Uraufführung des Schauspielhauses spielt Guntram Brattia den eleganten Herrn mit leichten Andeutungen von Verstörungen, so dass man nie weiß: ist er wirklich der souveräne Gutmensch, der dem mörderischen Geld-Spiel ein Ende setzen will, oder ist er einfach ein Verrückter?

Pierre Siegenthaler verkörpert mit cholerischem Temperament sein Opfer, den schwerreichen Meisner, dessen Konzern zehn Milliarden in einem "Black Budget" bereithält - für "interne Katastrophen" in 24 Stunden abrufbar.

Ob die ökonomischen Details in diesem Plot einem Faktencheck standhalten würden, sei dahingestellt. Kaluza, der Künstler, der mit seinen Bildfolgen, etwa zum Rhein, bekannt geworden ist, hat jedenfalls spannende Dialoge geschrieben, in denen die kapitalistische Logik des Konzernchefs auf die anarchistische Lust des Geldzerstörers prallt, dem mit keinem Argument beizukommen ist.

Regisseur Christian Doll schien dem Text nicht so ganz zu vertrauen, denn er hat ihn gekürzt und durch seine Inszenierung mystisch aufgeladen. Aus den zwei Hilfs-Schergen ist ein Vampirpärchen geworden. Mit blutverschmierten Mündern und schwarzen Rokoko-Gewändern agieren Viola Pobitschka und Moritz Führmann im nüchternen, gepolsterten Raum im Central (Ausstattung: Pia Maria Mackert) wie in einem transsylvanischen Schloss.

Die wunderbare Geld-Versenkung wird nicht gezeigt, stattdessen hat der Videokünstler Michael Deeg berühmte alte Gemälde mit Finanz-Symbolen verfremdet: Eine Madonna, die Geld im Arm hält, oder der Turm zu Babel - gespalten von einer Börsenkurve. So wird deutlich, woher die eigentliche Zerstörung unserer Kultur droht.

Stück: 3 von 5 Punkten

Inszenierung: 3 von 5 Punkten

Ensemble: 4 von 5 Punkten

Aufführung: Das Stück dauert 90 Minuten, ohne Pause, weitere Vorstellungen: 17., 22., 23., 26., 27., 31. Mai, 20 Uhr, Central, Worringer Straße 140, Telefon 85 23-0.

www.duesseldorfer-schauspielhaus.de