Kunstklau in Bankhaus: Betrüger vor Gericht
Mann gab vor, gestohlene Gemälde wiederbeschaffen zu können.
Düsseldorf. Keine Einbruchsspuren, keine Bilder der Videoüberwachung, die Türen verschlossen wie immer. Trotzdem verschwanden Anfang Juli 2008 acht wertvolle Bilder, unter anderem ein Ölgemälde von Carl Spitzweg und Stillleben von Paula Modersohn-Becker und Gabriele Münter, sowie eine historische Porzellanvase aus einer Privatbank an der Jägerhofstraße. Bisher fehlt jede Spur von den Tätern, die Beute in Höhe von rund 900 000 Euro ist noch immer verschwunden.
Ein 43-jähriger Mann, der das Interesse an den verschwundenen Kunstobjekten für seine Zwecke genutzt haben soll, muss sich am heutigen Donnerstag vor Gericht verantworten. Am 25. März 2009 soll der mutmaßliche Betrüger mit einem fingierten französischen Akzent dem Bankhaus mitgeteilt haben, dass er im Auftrag eines unbekannten Dritten anrufe, dem wiederum gerade die gestohlenen Gegenstände zum Ankauf angeboten worden seien. Er wollte nun wissen, ob seitens des Bankhauses Interesse an einem Rückkauf bestehe.
Laut Anklage führte der Angeklagte ähnliche Gespräche am 25. und 27. März mit einer von der geschädigten Versicherung eingeschalteten Detektei. Darin forderte der zweifache Vater eine Zahlung von 10 000 Euro sowie eine Vorabzahlung von 1000 Euro. Die Detektei überwies dem Angeklagten 500 Euro. Das Bankhaus schaltete die Kriminalpolizei ein, der Mann wurde in Frankreich in seinem Ferienhaus vorläufig festgenommen.
Seit Juli 2009 ist er wieder auf freiem Fuß. Der 43-Jährige hat bereits mehrere Vorstrafen. Im April 2010 wurde er in Ludwigsburg zu zehn Monaten Haft verurteilt. Er hatte nach einem Überfall auf einen Goldtransporter versucht, mit falschen Angaben an die Prämie zur Aufklärung des Verbrechens in Höhe von 100 000 Euro heranzukommen.
Am Donnerstag sollte der Prozess gegen den Mann beginnen, wurde aber vorerst verschoben.