Kirche in Düsseldorf Luther-Ratten ziehen bei ihrer Rückkehr das Publikum mit ein
Düsseldorf · Die Kabarett-Gruppe feierte in der Lutherkirche ihr Comeback nach der Corona-Pause. Das Publikum durfte sich mit eigenen Beiträgen einbringen.
„Endlich wieder Kabarett!“ Nicht nur Andreas Beaugrand strahlte Erleichterung und Freude aus, als er am Samstagabend gemeinsam mit den Luther-Ratten die Bühne im Gemeindesaal der Lutherkirche betrat. Lange hatten die spielfreudigen Herren und das Publikum warten müssen. „Wir hatten es während des Lockdowns mal mit einer Online-Veranstaltung versucht“, erzählt Beaugrand. „So richtig Spaß hatten wir alle dabei aber nicht wirklich. Man möchte doch die Reaktion der Zuschauer unmittelbar erleben“, resümiert er.
Seit 1985 bringen die Luther-Ratten regelmäßig ein buntes Kabarettprogramm auf die Bühne. „Dabei geht es nicht nur um die Kirche, sondern um alles, was in der Welt so passiert“, fasst Beaugrand die Grundidee zusammen und ergänzt: „Wir möchten den Austausch fördern, indem wir das Publikum mit einbinden.“ Deshalb hatte die lustige Truppe zuvor einen Aufruf gestartet: „Wir haben um Textvorschläge gebeten und es sind einige gekommen, darunter einer von Kurt Tucholsky“, sagt Beaugrand, der die Moderation übernahm.
Ein Gespräch zwischen
Plastiktüten und Jutebeuteln
Die Gemeindemitglieder konnten auch selbst zur Feder greifen und dann vortragen, was sie zu Papier gebracht hatten. Wie Christiane Limmer, die sich laut Gedanken darüber machte, wie junge Eltern das mit den „Bienchen und Blümchen“ denn wohl zukünftig ihren Sprösslingen gendergerecht und mit Rücksicht auf Diversität vermitteln sollen. Ein Thema, das auch die Kabarettisten intensiv beschäftigte und dem sie daraufhin noch einmal genauer auf den Grund gingen – und zwar musikalisch. Andreas Beaugrand trieb hingegen die Vorstellung um, wie ein Gespräch zwischen den unzähligen Plastiktüten, Stofftaschen und Jutebeuteln aussehen könnte, die sich in einer Schublade drängeln, weil der Mensch ständig neue Varianten ihrer Zunft anschleppt. Ein witziges Highlight an diesem kurzweiligen Abend mit Potenzial für mehr. „Grenzenlose Unterhaltung“ zur „Wiederbelebung der Kultur“ war versprochen und zumindest inhaltlich deckten die Herren vom Klimawandel über Ökosünden bis hin zum Genderwahnsinn und das Boykottieren von russischen Genussmitteln (Wodka und Kaviar) fast alles ab, was die Welt zwischen Pandemie und Krieg in Atem hält. Auch der Tod gehörte dazu. Die legendären „Sensemann-Singers“ legten sich dafür mächtig ins Zeug und stellten fest, dass einer aus ihren Reihen Sense und schwarze Kutte gegen ein Ackergerät getauscht hatte, weil er doch lieber unter den Lebenden weilen wollte. Der Erlös ging an „Ärzte ohne Grenzen“.