Schuhmesse: Zoll spürt 343 Plagiate auf
Die Ermittler aus Essen gingen auf der Schuhmesse GDS/GLS gegen Produktpiraten vor.
Düsseldorf. Dass die Zollfahndung auf der Schuhmesse unterwegs ist, um Plagiate aufzuspüren, hat sich schnell herumgesprochen. In einigen Regalen klaffen große Lücken. Die Händler haben das, was sie selbst für illegal halten, schnell zur Seite geschafft. Meist jedoch nicht weit genug. Als die Zollfahnder die Unterschränke der Stände durchsuchen, tauchen sie auf: Schuhmodelle, die Patente verletzen, Geschmacksmuster oder Marken kopieren.
Schon am Vortag hatten die Brand Protection Manager namenhafter Rechteinhaber von Freizeit- und Sportschuhen auf der Messe an 30 der über 1300 Stände Rechtsverstöße ausgemacht. Wie viel Verlust ihren Firmen im Jahr durch Markenpiraterie entsteht, können auch sie nicht genau sagen, doch die Einbußen seien enorm. "Nicht jedes gekaufte Plagiat ist auch ein nicht gekaufter Markenschuh. Unsere Aufgabe ist es, Imageschäden vorzubeugen", erklärt Neil Narriman, Leiter der Markenschutzabteilung bei Puma.
Gemeinsam mit der Zollfahndung wird deshalb säckeweise aussortiert. Die Aussteller trifft das nicht unvorbereitet. Denn auf die Zunahme von Produktpiraterie hat auch die Messe reagiert. Sie schickt während der Messetage erstmals Fotosheriffs über das Gelände, die gewährleisten sollen, dass das Fotografierverbot eingehalten wird. Zudem haben Zollfahndung und Messe einen Informationsbogen ausgearbeitet, der die Aussteller über die Rechtslage in Deutschland aufklärt. "Die Belehrung ist in den verschiedenen Landessprachen verfasst. Alle Aussteller sind also voll im Bilde", sagt Zollamtmann Ulrich Schulze.
Es ist nicht das erste Mal, dass die Essener Zollfahnder auf der Messe ermitteln, auch sie haben dazugelernt. Wie immer werden sie von einem Dolmetscher begleitet, der im Notfall übersetzen kann. Denn es sei nicht selten, dass die beanstandeten Aussteller plötzlich kein Englisch mehr sprächen, erklärt Schulze. Tatsächlich zuckt einer der Händler auf die Frage nach dem Pass mit den Schultern. Den habe er im Hotel vergessen, sagt er. Diese Ausrede kennen die Zollfahnder schon. Als sie drohen, ihn dorthin zu begleiten, halten sie wenige Sekunden später die Papiere des Händlers in den Händen. Der übliche Ablauf, erklärt Schulze.
Verfahren Die Ermittler haben 19 Strafverfahren wegen des Verdachts auf Verstoß gegen das Marken- oder Geschmacksmustergesetz eingeleitet und 343 Musterschuhe sichergestellt. Das sind vier Strafverfahren weniger als im Vorjahr. Auch CD’s und Kataloge wurden beschlagnahmt. Die Schuhe werden später vernichtet. Ein wichtiger Indikator für ein Plagiat ist der deutlich niedrigere Preis.
Messe 35 000 Facheinkäufer besuchten die GDS/GLS am Wochenende. Rund 51 Prozent der Besucher stammen aus dem Ausland.