Verkehrswende in Düsseldorf Düsseldorf startet Offensive für Fußgänger

Düsseldorf · An ersten Stellen sind Verbesserungen in der Stadt zu sehen. Erstmals gibt es zudem eine Fußgängerbeauftragte in Düsseldorf.

Der abgesenkte Bordstein am Bachplätzchen soll das Überqueren der Straße erleichtern.

Foto: Anne Orthen (orth)

Die Stadt will bei ihrer Verkehrsplanung deutlich stärker die Belange von Fußgängern berücksichtigen. Zum ersten Mal ist auch eine Fußgängerbeauftragte eingesetzt worden, wie die Stadt auf Nachfrage bestätigt. Seit Mai ist die neue Stelle besetzt. Laura Groß hat Geografie und Raumplanung studiert und war zuletzt bei der Arbeiterwohlfahrt unter anderem für Nachbarschaftstreffs verantwortlich. Langfristiges Ziel der Fußgänger-Offensive laut Stadt: Ein „hochwertiges Fußverkehrsnetz mit wichtigen Fußverkehrsachsen, welche die Ansprüche der jeweiligen Wegebeziehung wie etwa Schulweg, Alltagsweg oder Flaniermeile berücksichtigen“. Mit einer Fußgängerbeauftragten soll „die gleichberechtigte Nutzung des Straßenraums für alle Verkehrsteilnehmenden sicherstellt werden“.

Zur Aufgabenstellung sagt ein Sprecher der Stadt, dass die neue Mitarbeiterin im Amt für Verkehrsmanagement zum Beispiel Fußverkehrs-Konzepte entwickeln solle. Zudem werde sie für eine bessere Integration des Fußverkehrs in Planungsprozesse sorgen, in Gremien und Arbeitskreisen entsprechend mitwirken und Qualitätsstandards für den Fußverkehr entwickeln – wobei Barrierefreiheit eine wesentliche Rolle spielen soll.

Pragmatische Umwandlung
in verkehrsberuhigte Bereiche

Ein weiteres Aufgabenfeld soll das Programm Nachbarschaftszonen sein. In solche sollen Wohnstraßen mit den Anwohnern umgewandelt werden. Während der Umbau in verkehrsberuhigte Bereiche aufwendig und kostenintensiv sei, sollen Straßen pragmatisch mit „markierten Querstreifen, farbigen Piktogrammen, versetzten Parkflächen, Pflanzinseln oder Hochbeeten so umgestaltet werden, dass sie von Verkehrsteilnehmern als verkehrsberuhigte Bereiche wahrgenommen werden.“

Verkehrsdezernent Jochen Kral hat zuletzt im Stadtrat klargestellt, dass keine Planerin, sondern eine Beauftragte eingestellt werde, die vor allem Multiplikatorenwirkung entfalten solle. Viele Aufgaben im Hinblick auf Fußverkehr würden weiter vom Amt übernommen.

Schon zuletzt hatte es erste Fußgängerchecks in Stadtteilen gegeben, was die neue Beauftragte weiterführen soll. Zudem setzt die Stadt bereits Vorhaben um, wie die Erhöhung der Zahl von Fußgängerüberwegen, die auch Teil der Kooperationsvereinbarung von Schwarz-Grün sind. Zudem sind in Unterbilk Ergebnisse des Programms „kleine Knotenpunkte in den Stadtquartieren“ sichtbar. Im Zuge der Umbauten an den Mobilitätsstationen Friedensplätzchen und Bachplätzchen ist an den Fußverkehr gedacht worden, indem „sicherere und kürzere Querungsbedingungen“ entstehen. An Straßenecken sind die Bürgersteige deutlich verbreitert worden, sodass die abgesenkten Bordsteine an diesen Gehwegnasen nicht mehr zugeparkt werden. „Dafür ist eine gegenseitige freie Sicht des Fahr- und Fußverkehr möglich“, wie die Stadt erklärt. Die „kleinen Knotenpunkte“ sollen weniger Kreuzungs- als Platzcharakter haben, den das Bachplätzchen neuerdings auszeichnet.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Die Trennung von Fuß- und Radwegen. Gelungenes Beispiel ist die Stelle zwischen Oberkasseler Brücke und Fortuna-Büdchen. Kral gab jedoch zuletzt zu Bedenken, dass das aus Platzgründen nicht immer die beste Möglichkeit sei.

Vor allem die FDP hatte sich dafür stark gemacht, dass sich die Stadt personell besser aufstellt, um die Interessen von Fußgängern konzentrierter in den Blick zu nehmen. Zuletzt hatte Fraktionschef Manfred Neuenhaus allerdings in der Ratssitzung im März Kritik an der Besetzung geübt und fehlende Mitsprache bei der Personalentscheidung bemängelt. Sein Parteikollege Ferry Weber, Mitgründer der Düsseldorfer Ortsgruppe des Fachverbands Fußverkehr, wundert sich auf Nachfrage, dass die Stadt es nicht publik mache, dass die Stelle besetz sei. „Ich finde es sehr gut, dass wir endlich eine Fußgängerbeauftragte haben. Ich habe nur Zweifel, ob dieser Rolle auch die richtige Bedeutung zugemessen wird.“ In Köln werde die Person viel offensiver als Ansprechpartner beworben. Die neuen für den Fußverkehr formulierten Ziele unterstütze er, er hoffe nur, dass sie auch umgesetzt werden.