Streikende: „Wir wollen eine bessere Wertschätzung“

Den Erzieherinnen und Busfahrer geht es beim Streik nicht nur um 3,5 Prozent mehr und einen um 100 Euro höheren Sockelbetrag.

Foto: Young/Lepke

Düsseldorf. Britta Tessarek ist mit 20 Jahren in den Beruf als Erzieherin eingestiegen. Das war 1978. „Damals war das in Ordnung, ich fand mein Gehalt o.k.“, sagt die 55-Jährige, die heute von einer Selbstverständlichkeit spricht, dass Erzieherinnen auf die Straße gehen — nicht nur für mehr Geld. „Die Wertschätzung lässt sehr zu wünschen übrig.“

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Und diese drücke sich auch in Geld aus. Es sei wichtig, dass die Menschen buchstäblich das für ihre Arbeit bekommen, was sie auch verdienen. Doch bei den Erzieherinnen sei über die Jahre eine Kluft entstanden, bei denen die Anforderungen im Gegensatz zu der Bezahlung hinfort galoppiert seien.

Bemerkt habe sie dies, als sie kurz vor dem Jahrtausendwechsel mit 40 Jahren nach einer Familienzeit wieder in ihren Job eingestiegen war. „Die Gruppen waren viel voller. Ich hatte damals 22 Drei- bis Sechsjährige in meiner Gruppe. Nur zwei Kinder davon verstanden deutsch.“ Und es sei immer mehr dazu gekommen. Wenig später seien es 17 Kinder gewesen, davon neun unter Dreijährige. „Aber die meisten Kinder davon kommen schon mit einem Lebensjahr, wenn die Elternzeit vorbei ist.“ Die Folge: Statt pädagogischer Arbeit stehe unter anderem die Pflege im Vordergrund, wenn nebenbei die Kinder gewickelt werden müssten. „Der Beruf ist mittlerweile viel zu niedrig bezahlt.“

Bei der Stadt Düsseldorf bekomme eine Erzieherin als Einstiegsgehalt nach vier- oder fünfjähriger mehr oder weniger kaum bezahlter Ausbildung 2190 Euro (TVÖD), am Ende ihrer Dienstjahre sei sie mit 65-Jahren bei 3075 Euro brutto. „Wenn sie durchgearbeitet hat und nicht vorher schon krank geworden ist.“

Doch was hilft die bessere Bezahlung, wenn die Umstände die selben bleiben und der Personalschlüssel sich nicht ändert? Britta Tessarek: „Wer mehr Geld verdient, hat natürlich eher die Möglichkeit, die Arbeitsstunden zu reduzieren.“

Seine Arbeitsstunden reduzieren möchte Manuel Bourscheidt nicht. 1720 Euro netto hat der Rheinbahn-Fahrer, der als Allrounder auf Bussen, Straßenbahnen und U-Bahnen eingesetzt werden kann. „Das reicht vorne und hinten nicht mehr mit dem Geld“, sagt der 33-Jährige. Zwei schulpflichtige Kinder und ein drittes Kind in der Kita hat er, die Kosten liefen ihm immer mehr davon.

Auf Zuschläge wie viele seiner Kollegen könne er nicht setzen, da er das Wochenende für seine Familie nutzen wolle und nur unter der Woche fahre. Dafür habe er dann einen geteilten Dienst. Morgens fahre er — und dann wieder am späten Mittag bis in die Abendstunden. Auch er sagt: „Eine bessere Bezahlung hat auch mit der Anerkennung unserer Arbeit zu tun.“