Düsseldorf Studieren auf der Großbaustelle
Noch Jahre werden die PCB-belasteten Gebäude an der Uni saniert. Studenten klagen über lange Wege und erschwerte Lernbedingungen.
Düsseldorf. Noch Jahre wird es dauern, bis die PCB-belasteten Gebäude der Heinrich-Heine-Uni saniert sind. Mindestens bis ins Jahr 2021 werden sich die Beseitigungen der Belastungen laut Christa Bohl, Sprecherin des zuständigen Bau- und Liegenschaftsbetriebs (BLB) noch ziehen. Uni-Sprecher Julius Kohl hatte im Zusammenhang mit umfangreichen Modernisierungsarbeiten in Höhe von 850 Millionen Euro sogar von einem 20-jährigen Prozess gesprochen.
Besonders betroffen von Umzügen in andere Hörsäle und einer Auslagerung der Fachschaft sind die Philosophen. Sie werden, zumindest ist es so geplant, erst Ende 2019 wieder in ihr dann kernsaniertes Gebäude 23.21 ziehen können. „Im kommenden Jahr fängt die Grundsanierung an“, erklärt Christa Bohl.
Doch schon seit Jahren müssen die Studenten dieser Fakultät wegen belasteter Räume Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. „Erst sind wir ausgelagert worden in die naturwissenschaftliche, später in die medizinische Fakultät“, sagt Ines Würthenberger, die im fünften Semester Philosophie studiert. Doch wegen Brandschutzverordnungen sei auch in der Medizin gebaut worden. „Dadurch hat sich die Situation nochmal zugespitzt.“
Probleme gab es auch durch die Auslagerung der Fachschaft, wo sich die Studenten Rat bei ihren Kommilitonen holen und beispielsweise Kopien anfertigen können. Sie ist seit zwei Jahren weit entfernt in einer Containeranlage hinter der Bibliothek untergebracht — zusammen mit den Mitarbeitern dieser Fakultät und der Romanistik. „Das ist schon ziemlich ätzend“, beschreibt Erstsemester Peter Riemer die Situation. Als Schüler habe er vor Jahren die Uni besichtigt und in geordneten Verhältnissen vorgefunden. „Jetzt müssen wir lange Wege machen und können nicht schnell nach Vorlesungen mal eben in die Fachschaft.“
Im jetzigen Mini-Raum der Fachschaft gibt Bartlomiej Ondera Sprechstunden. „Die Kommunikation untereinander ist sehr schwierig“, sagt der Student im dritten Semester. „Ab acht Leuten wird es hier drin unangenehm und irgendwie anstrengend.“
Tatsächlich ist der Raum nur etwa 15 Quadratmeter groß. Und die Auseinanderfaserung der Fakultät habe auch Auswirkungen auf die Qualität des Lernens, wenn Kommunikationsmöglichkeiten abgeschnitten würden und Räumlichkeiten fehlten, sagt Ines Würthenberger. „Die Prüfungsvorbereitungen laufen schleppend.“
Entlastung verspricht Christa Bohl jetzt durch den Auszug der Fachhochschüler aus drei Gebäudetrakten — eine neue Interimslösung. Ab Herbst werden die Philosophen im Nachbargebäude, das nicht belastet ist, unterkommen, damit das Gebäude 23.21 komplett saniert werden kann. Geplante Rückkehr ist dann im Jahr 2019.
Andere Teile der Philosophie und die Psychologie sollen erst Ende 2021 zurückkehren können. Aber mit dem BLB-Fahrplan ist das so eine Sache: Wie berichtet, sollte der Neubau der Biowissenschaften (siehe Grafik oben) in diesem Jahr fertig sein. Doch jetzt geht es erst im März los mit dem Bau des 180-Millionen-Euro-Projektes.