Ungewöhnlicher Beruf, außergewöhnliches Hobby: Bestatter mit Händchen für Tauben
Friedrich Neuhaus Senior und Junior sind Bestatter und teilen ein ungewöhnliches Hobby: die Brieftaubenzucht.
Düsseldorf. Michael Jordan lebt in Düsseldorf am Rather Kreuzweg. Und dort hat er es sich mit seinen Kollegen so richtig gemütlich gemacht. Mit dem Basketball sieht man ihn zwar nicht trainieren, wohl aber nimmt er regelmäßig Flugstunden. Macht ja auch Sinn so als hauptberufliche Brieftaube.
Gemeinsam mit rund 150 anderen Artgenossen wohnt der Tauben-Star im riesigen Taubenschlag von Friedrich Neuhaus Senior und Friedrich Neuhaus Junior. Die beiden führen nicht nur gemeinsam das Bestattungsunternehmen Neuhaus, sondern teilen auch eine große Leidenschaft: die Brieftaubenzucht.
1894 gründete der erste Friedrich Neuhaus das Geschäft. Mit seinen gesamten Ersparnissen in Höhe von 400 Mark machte er sich damals selbstständig — mit Erfolg. „Wir sind hier das erste Geschäft am Platz und darauf sind wir stolz“, betont Friedrich Neuhaus Junior und fügt hinzu: „Die Leidenschaft für Tauben reicht aber nicht ganz so weit zurück. Mein Großvater hat damit begonnen.“
Doch, er werde schon häufig auf seinen recht ungewöhnlichen Beruf und sein außergewöhnliches Hobby angesprochen, aber daran habe er sich gewöhnt.
„Das erste, was ich meistens höre ist: Du bist ja auch lustig! und dann kommt: Du siehst ja gar nicht aus wie ein Bestatter!“, erzählt Neuhaus Junior lachend. Bereits mit 14 Jahren hat er begonnen, seinen Vater im Betrieb zu unterstützen. An seine erste Begegnung mit dem Tod erinnert er sich noch gut. „Man konnte mir wohl ansehen, dass mir ganz anders wurde“, schmunzelt er rückblickend. „Aber man gewöhnt sich daran. Das Wichtigste ist für uns, jeden Menschen mit Respekt und Pietät zu behandeln. Meine Motivation ist es den Angehörigen zu helfen, ihnen den Weg leichter zu machen.“
Tag und Nacht sind Vater und Sohn erreichbar. Die Freizeit gilt ihrem zeitintensiven Hobby. „Mein Vater zählt deutschlandweit zu den zehn besten Brieftaubenzüchtern“, sagt der junge Neuhaus. „Das kann man nur werden, wenn man viel Leidenschaft und Liebe in die Sache legt.“ Früher war die Brieftaubenzucht noch ein relativ verbreitetes Hobby, mittlerweile gibt es sie kaum mehr.
Vater Friedrich Neuhaus spricht immer mit seinen Lieblingen, die zwei Mal pro Woche gebadet werden. Von April bis September ist Wettkampfzeit, vorher werden die Tauben täglich trainiert. Auf Flügen rund um den Heimatschlag prägen sie sich die Strecken ein, dann werden die Entfernungen nach und nach gesteigert.
„Für einige unserer Tauben geht es sogar bis nach Barcelona“, berichtet Friedrich Neuhaus.
Nicht jede Taube findet den Weg zurück nach Hause. Ob eine nicht mehr wiederkehrt und welche es ist, können Vater und Sohn an einem Computer auslesen. Er erfasst alle Tiere, bei der Heimkehr, weil sie elektronische Ringe tragen.
„Mein Vater hat auch schon mal ein Tränchen verdrückt. Aber bei einer hatte ich Recht, ich hatte im Gefühl, sie kommt eine Woche zu spät und so war es dann auch!“, erinnert sich Friedrich Neuhaus.