Von Heerdt bis Wersten: Bürger gegen den Lärm

Immer mehr Düsseldorfer engagieren sich gegen die Belastung an Autobahnen, Einfallstraßen und am Flughafen.

Düsseldorf. Herzrasen, Bluthochdruck, Schlafstörungen und Konzentrationsschwäche, das sind nur einige Folgen die Straßen-, Schienen- oder Fluglärm für die Gesundheit haben können. Laut einer Umgebungslärm-Richtlinie des Umweltbundesamtes liegen die Auslösekriterien für einen Lärmaktionsplan zur Vermeidung "erheblicher Belästigung" bei einem Tagesmittel von 55 Dezibel. Nachts sollte der Lärmpegel 45 Dezibel nicht überschritten werden.

Doch in Düsseldorf sind diese Werte an vielen Verkehrsknotenpunkten nicht einzuhalten. Deswegen hat die Verwaltung einen Lärmschutzaktionsplan ins Leben gerufen, zu dem Bürger bis Ende November Eingaben machen konnten. "Wir haben Hinweise zu 53 Lärmproblemen bekommen, teilweise mit hunderten Unterschriften", sagt Umweltamtsleiter Werner Görtz. Die Auswertung wird demnächst im Umweltausschusses vorgestellt.

Die große Resonanz auf den Lärmaktionsplan zeigt: Gegen den Lärm, der früher noch als Zeichen von Fortschritt und wachsendem Wohlstand hingenommen wurde, machen immer mehr Bürger mobil.

In Flehe kämpft die Fleher Bürger-Interessengemeinschaft (FB-I) seit Jahren gegen den Lärm der Autobahnbrücke. "Man merkt bei uns schon, dass die Anwohner durch den Lärm reizbarer sind", sagt Jürgen Borrmann. Die Fleher haben nach Jahren endlich die Zusage für eine 1,50 Meter hohe Lärmschutzwand, aber: "Wenn wir nicht auch Tempo 80 und Radarkontrollen bekommen, ziehen wir vor das Verwaltungsgericht", sagt Borrmann.

Die FB-I steht im Austausch mit Wersten-Aktiv, einem Bündnis, das sich gegen den Lärm der A46 aufgestellt und in zwei Monaten schon fast 500 Unterstützer gefunden hat. Die Bürgerinitiativen profitieren voneinander durch den Austausch von Dokumenten, Kontakten zu Gutachtern oder in der Beratung von juristischen Angelegenheiten. "Wir haben alle ein Lärm-Problem. Aber darüber hinaus sind die Zuständigkeiten und Sachlagen für eine engere Zusammenarbeit zu unterschiedlich", sagt Eckart Schunk von Wersten-Aktiv.

Hubert Braun sieht das anders. Der Vorsitzende des Vereins Denkmal-Lärm, der sich gegen die Geräuschkulisse des Kopfsteinpflasters auf der Kaiserswerther Straße wehrt, sagt: "Ein Dachverband oder ein gemeinsames Forum der Lärm-Initiativen wäre eine tolle Sache. Wir könnten uns dann rechtlich und in Sachen Messtechnik austauschen."

Ein weiterer Kandidat für ein Initiativen-Bündnis, wächst gerade in Heerdt heran, wo sich Anwohner gegen die Baupläne für das Parkhaus zum Vodafone-Campus am Heerdter Dreieck auflehnen. Nicht zu vergessen die Initiativen gegen Fluglärm in Lohausen und Unterrath. Dort hatten sich bei WZ-Mobil im September etliche Anwohner über die zusätzlichen Stellplätze für Flugzeuge beschwert. Ob nun eine Lärmschutzwand gebaut wird, soll sich laut Flughafen-Sprecherin Sonja Schröder im Januar entscheiden.

Doch warum engagieren sich immer mehr Bürger gegen die Lärmbelastung? "Die Menschen haben ein anderes Gesundheitsbewusstsein und sind sensibler geworden", sagt Umweltamtsleiter Görtz. Lärm habe zudem immer auch eine individuelle psychologische Komponente. Jürgen Borrmann von FB-I sieht andere Gründe: "Die Menschen haben mehr Mut aufzustehen und auf ihre Gesundheitsrechte zu pochen."

Vielleicht liegt es aber einfach an der steigenden Lautstärke des Verkehrs: Der Flughafen meldet jährlich neue Rekordzahlen und täglich rollen laut 260 000 Berufspendler nach Düsseldorf oder stadtauswärts - die meisten mit dem Auto.