Der Quotendruck und das Risiko

Privatfernsehen hat bei TV-Unterhaltungsshows die Nase vorn.

Düsseldorf. Fast zehn Millionen Zuschauern stockte am Samstag bei "Wetten, dass..?" der Atem, als der Kandidat Samuel Koch sich schwer verletzte. Doch Risiko gehört schon lange zum Rummel auf der Mattscheibe.

Im März 1971 sahen 20 Millionen Menschen die spektakuläre ZDF-Show "Wünsch Dir was" mit dem Moderatoren-Paar Vivi Bach und Dietmar Schönherr. Und wurden Zeuge, wie ein Auto mit einer Familie in einem Studiopool zu Wasser gelassen wurde. Die Frau konnte die Beifahrertür nicht öffnen, bekam Panik. Ein Froschmann rettete die Frau, die lange unter den Folgen des Unfalls litt.

Parallelen zum schlimmen Unfall bei "Wetten, dass..?" vom Samstagabend sind nicht zu übersehen, wenn auch heute einiges anders ist als vor knapp vier Jahrzehnten. Damals existierte noch kein Privatfernsehen, das ZDF musste nur gegen die ARD bestehen.

Heute ist "Wetten, dass..?" die letzte Bastion der guten, alten Show und muss dem Wettbewerb gegen die Newcomer trotzen, weil es andere, neue Formate im öffentlich-rechtlichen TV nicht entscheidend geschafft haben, den Privaten Paroli zu bieten.

Dagegen die Privaten: RTL führte "Deutschland sucht den Superstar" und "Das Supertalent" ein - clevere Formate, weil sie mit weniger Action und Härte auskommen, aber auf Bauchkribbeln und Voyeurismus setzen.

Eine eigene Liga bespielt Stefan Raab. Der ProSieben-Entertainer erdachte sich TV-Schlager wie "Schlag den Raab", die "Wok-WM" oder sein "TV total Turmspringen" - auch keine ungefährlichen Angelegenheiten, bei denen es häufig rasant zugeht. Aber mehr als einen Nasenbeinbruch oder eine Gehirnerschütterung bei Raab sowie kleinere Verletzungen bei prominenten Kandidaten im Wok oder auf dem Sprungturm gab es bislang nicht.

Die große Familien-Unterhaltung, einst von ARD und ZDF mit den Urvätern Peter Frankenfeld, Hans-Joachim Kulenkampff oder Hans Rosenthal salonfähig gemacht, liegt längst in den Händen der kommerziellen Konkurrenz.