Gastronomie: Ohne Rauch droht Minus
Bis Ende des Jahres soll NRW qualmfrei sein. Viele Gastronomen erwarten ein Kneipensterben.
Krefeld. Das neue Nichtraucherschutzgesetz für NRW ist so gut wie beschlossen: Wenn es nach Rot-Grün geht, darf schon bald in keinem Restaurant oder Lokal mehr geraucht werden — auch Vereine sollen ihre Feste, von Karneval bis Schützenfest, künftig qualmfrei über die Bühne gehen lassen. In Krefeld sind viele Gastwirte sicher, dass Ihnen damit geschadet wird, denn alle Sonderregelungen, wie etwa abgetrennte Raucherbereiche, sind dann nicht mehr erlaubt.
Daniela Habermann vom Café Journal sieht das neue Nichtraucherschutzgesetz als eine „mittlere Katastrophe“. Sie ist sich sicher, dass das Café an der Petersstraße 145 einige Kunden verlieren und finanzielle Einbußen haben werde. Man habe bereits im Jahr 2007, als das Nichtrauchergesetz überarbeitet worden ist, absehen können, dass die Lokale dadurch Schaden nehmen würden, sagt sie.
„Vor allem Lokale ohne Außenbereich sind die Verlierer dieses Vorhabens“, vermutet Armin Sotur, der mit seiner Lebensgefährtin Margit Micherl seit zwei Jahren die Gaststätte U76 in Fischeln (Hees 84) führt. „Von diesen Kneipen gehen in Krefeld sicher einige fliegen — zum Beispiel entlang der St.-Anton- Straße.“ Im U76 wird noch bis November ein großer Saal renoviert, es ist viel Geld in die Hand genommen worden, um dort sowohl Raucher als auch Nichtraucher unterbringen zu können. „Das hätte ich mir — und viele andere Gastronomen sich wohl auch — sparen können“, lautet Soturs Kommentar. Er rechnet bei 50 Prozent rauchender Kundschaft mit starkem Besucherschwund — und hält die Verweise auf positive Effekte des Verbots in anderen Ländern für Quatsch. „Ich bin mehrmals im Jahr in Italien oder der Schweiz — man sieht, dass mehr Kneipen sterben.“
Auch der stellvertretende Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Krefelder Karnevalisten, Manuel Blomen, nimmt das neue Gesetz „nicht mit Beifallsstürmen“ auf, denn auch Brauchtumsfeste werden nicht verschont. Er vermutet, dass es auf den Feiern mehr Unruhe geben wird, wenn alle Raucher vor die Tür gehen müssten. Doch Blomen bleibt optimistisch: „Noch ist das Gesetz ja nicht verabschiedet.“ Er rechnet damit, dass die Leute auch trotz eines möglichen Rauchverbots zu den Veranstaltungen kommen.
Die Stadt Krefeld hält es „zum jetzigen Zeitpunkt nicht für seriös“, sich zu Folgen des neuen Gesetzes für Krefeld zu äußern. „Kein Kommentar“, heißt es auf WZ-Anfrage aus dem Presseamt. Kontrollen in Kneipen seien mangels Personal im zuständigen Ordnungsamt derzeit unwahrscheinlich.