Grüne: Keine Wildtiere im Zirkus
Auftritte von Tigern und Elefanten soll es in Krefeld nicht mehr geben. Die CDU wartet zunächst auf eine Entscheidung des Städtetages.
Krefeld. Es ist beeindruckend, keine Frage: Die riesige, graue Masse Tier trabt lässig durch die Manege und platziert sich dann mit ihrem ausladenden Hinterteil auf einem riesigen Schemel. Ein Elefant in solch menschlicher Haltung, das zieht: Die Augen gehen dem Publikum vor Staunen über.
Doch was bedeutet die Glitzerwelt eines Zirkus’ für das Leben eines solchen Tieres? Eine Qual, lautet die Antwort, wenn man Peter Höffken von der Tierschutzorganisation Peta fragt. „Die Elefanten leiden unter Stress, werden nur halb so alt wie in freier Wildbahn“, urteilt er und verweist auf den Elefantenexperten Dr. Fred Kurt. Der sei sich sicher, dass die Elefantendressur nicht ohne Gewaltanwendung auskommen könne. „Das konnten wir für den Zirkus Charles Knie aber bislang nicht nachweisen“, gibt Höffken zu. Dieser Zirkus wird ab dem 24. Juli in Krefeld gastieren.
Passend dazu ist unlängst auf Antrag der Grünen im Liegenschaftsausschuss ein Verbot von Wildtieren auf öffentlichen Flächen diskutiert worden. Sie stützen sich dabei ebenso auf EU-Vorstöße, Wildtiere in Zirkussen auf nationaler Ebene zu verbieten, wie auf eine steigende Ablehnung in der Bevölkerung und eine Stellungnahme der Bundestierärztekammer, die sich für ein Wildtierverbot im reisenden Zirkus ausspricht. Zahlreiche Städte wie Köln und sogar ganze Länder wie etwa Österreich haben dies bereits beschlossen.
Auch der Bundesrat hat gleich zweimal ein solches Verbot gefordert, zuletzt im Jahr 2011. Auch hier heißt es, die Ansprüche mancher Tierarten könnten in einem reisenden Zirkus gar nicht erfüllt werden. Folgen seien etwa Verhaltensstörungen, Krankheiten und Tod. Die Bundesregierung verweist dagegen stets auf rechtliche Bedenken. Knackpunkt dabei: das Grundrecht der Berufsfreiheit — hier die des Tierlehrers. Mittlerweile heißt es beim Landwirtschaftsministerium aber, es handele sich lediglich um eine Einschränkung der Berufsausübung. Somit wäre der Weg für ein Verbot frei. Doch das Ministerium will erst Daten auswerten (siehe Kasten).
Ähnlich unschlüssig ist die Politik in Krefeld: Der Ausschuss möchte sich auf Rat der Verwaltung erst an den Städtetag wenden. Auf Nachfrage sagt Philibert Reuters (CDU): „Die Fraktion hat sich noch keine abschließende Meinung gebildet.“ Erst, wenn vom Städtetag ein Signal komme, werde man sich des Themas wieder annehmen.
Enttäuscht zeigt sich Monika Brinner, Grüne: „Spätestens durch die Diskussion um die Elefantenhaltung im Krefelder Zoo ist doch klar geworden, wie wichtig eine artgerechte Haltung ist.“ Doch sie folgt dem Prinzip Hoffnung: „Es ist richtig, dass sich der Städtetag damit befasst.“ Ein Fall für die lange Bank? „Steter Tropfen höhlt den Stein. Ich bleibe dran“, verspricht Brinner.
Der Vorhang der Manege bei Charles Knie wird sich auf dem Sprödentalplatz auf jeden Fall öffnen. Hier hat man ohnehin kein Verständnis für ein Verbot. „Die Tiere leben im Zirkus besser als im Zoo“, so Sprecher Sascha Grodotzki. Außerdem handele es sich um Tiere, die nicht aus der freien Wildbahn kommen. „Hier werden sie geistig gefordert, es wird mit ihnen gearbeitet“, sagt Grodotzki, der zugibt: „Es gibt auch schwarze Schafe in der Branche.“