Interview mit Karl-Heinz Loch: Gut vorbereitet ins Zentralabitur
Karl-Heinz Loch, Leiter des Abendgymnasiums, spricht über erste Erfahrungen im zweiten Bildungsweg.
Krefeld. Oberstudiendirektor Karl-Heinz Loch ist der Leiter des Abendgymnasiums, in Krefeld an der Uerdinger Straße beheimatet. Er spricht über erste Erfahrungen mit zentralen Abiturprüfungen im zweiten Bildungsweg.
Frage: Herr Loch, bei Einführung des Zentralabiturs wurden hier und da Befürchtungen geäußert, die Studierenden des Zweiten Bildungswegs könnten wegen ihrer Mehrfachbelastung von Beruf, Familie und Schule den Erwartungen des Zentralabiturs nicht voll gerecht werden. Wie sind Ihre Erfahrungen nun nach zwei Durchgängen?
Karl-Heinz Loch: Zunächst einmal mußten unsere Studierenden ja bisher auch schon exakt die Standards erreichen, die für alle Gymnasien in NRW galten. Was unseren Studierenden an Zeit fehlt, machen sie wett durch eine hohe Motivation und eine gute Lernorganisation.
Können Sie uns das erläutern?
Loch: Am Abendgymnasium wird sehr viel Wert gelegt auf selbständiges Lernen, das natürlich in den Anfangssemestern zuerst einmal trainiert werden muß. Der Lernstoff wird in weiten Bereichen auch exemplarisch vermittelt. So können z.B. im gegebenen Zeitrahmen weniger Lektüren im Unterricht selbst gelesen werden; wenn aber die Methode der Textanalyse verstanden ist, werden weitere Werke durchaus selbstständig erarbeitet. Schließlich sind unsere Ferienzeiten identisch mit denen der Tagesschulen, und von unseren Studierenden wird erwartet, dass sie diese Zeiten intensiv für die Stoffarbeit nutzen.
Sie hatten bisher sehr gute Erfolge in Krefeld mit z.T. hervorragenden Noten im Abitur. Wie sah es beim letzten Zentralabitur aus?
Loch: Richtig, in Krefeld hat uns dieser Erfolg auch einen großen Zulauf im Anfangssemester beschert. Wobei ich besonders die überaus erfreuliche weitere Entwicklung unserer Studierenden im Studium hervorheben möchte. Das Zentralabitur im Sommer hat, außer in Mathematik, wie allseits bekannt, keine Überraschungen gebracht. Was uns allerdings nicht überrascht hat (lacht). Unsere Studierenden haben gezeigt, dass ihre Leistungen absolut gleichwertig mit denen der Tagesschulen sind, ja in einigen Fällen sogar besser.
Würden Sie uns ein paar Zahlen nennen?
Loch: Nehmen Sie den NRW Landesdurchschnitt der Abiturnoten; er lag im letzten Durchgang bei 2,59. Unsere Abiturienten haben den Wert von 2,53 erreicht und lagen damit deutlich über dem Durchschnitt.
Wie ist denn die Entwicklung innerhalb ihrer Schule?
Loch: Auch im internen Vergleich haben unsere Studierenden im Zentralabitur besser abgeschnitten als beispielsweise beim letzten konventionellen’ Abitur 2007. Im Sommer 2008 hatten z.B. drei von zehn Studierenden einen Notendurchschnitt von 1,5, 1,6 und 1,8.
Das Abendgymnasium ist in Krefeld bekannt für seine erwachsenengerechte Lernatmosphäre mit viel multikulturellem Flair.
Loch: Bei uns lernen Studierende aus den verschiedensten Ländern: Indien, Türkei, Sri Lanka, Griechenland, Iran, Irak, Russland, etc. harmonisch zusammen. Wir legen im Unterricht großen Wert auf Arbeit in Gruppen und auf das Herstellen persönlicher Kontakte unter den Studierenden. Gemeinsam lernt es sich einfach besser. Unsere Abiturienten fühlen sich durchweg ausgezeichnet auf das Studium vorbereitet. Es werden ihnen hier wichtige Lerntechniken vermittelt; sie lernen auch, an der Uni Referate zu halten, ohne die Zuhörer reihenweise einzuschläfern. Sie studieren darüber hinaus zumeist schneller und zielstrebiger als manche andere Studenten.
Welche Fächer werden bei Ihnen angeboten?
Loch: Im Einstiegssemester: Deutsch, Englisch, Mathematik, Physik, Geschichte, Französisch. In der Hauptphase zur Zeit dazu noch die Kurse: Erdkunde, Informatik und Philosophie.
Können Sie noch etwas zu den Aufnahmevoraussetzungen sagen?
Loch: Kurz gefasst: Mindestalter 19 Jahre, abgeschlossene Berufsausbildung oder 3-jährige Berufstätigkeit. Haushaltsführung, Bundeswehr- und Zivildienstzeit und Arbeitslosigkeit können angerechnet werden. Kosten entstehen, außer für Lektüren, nicht. Bis zum Abitur dauert’s fünf Semester (zweieinhalb Jahre), bis zur Fachhochschulreife nur eineinhalb Jahre.