Klinik-Porträt: „Würde des Menschen steht im Mittelpunkt“

In der zweiten Folge der Gesundheitsserie stellen Schwestern ihre Arbeit vor.

Krefeld. Die alte Dame macht, auf ihren Rollator gestützt, einen Spaziergang durch den Flur der Helios Klinik Hüls. Auch für diesen kleinen Ausflug hat sie sich schick gemacht, trägt über der rosafarbenen Bluse eine dezente, blaue Strickjacke. Doch eine Kleinigkeit stimmt nicht. "Warten Sie”, geht Schwester Janine (Bongartz) freundlich auf sie zu. Plaudert mit ihr und schließt flink einen offenen Knopf. So, jetzt sei es doch besser. Sie lächeln sich an und die Schwester streicht ihr noch sanft über den Rücken, bevor der Spaziergang fortgesetzt wird. Eine kleine Geste, die für die 24-jährige Gesundheits- und Krankenpflegerin - die heutige Bezeichnung für Schwestern - eine Selbstverständlichkeit ist.

Der Umgang mit Menschen sei einer der Gründe, warum sie diesen Beruf gewählt habe, bestätigt Janine Bongartz. Ebenso für ihre ältere Kollegin Margot Schlüter (48), die seit 1989 in Hüls tätig ist. Umso erfreuter können sie registrieren, dass ihre Klinik in der Umfrage der WZ mit einer 1,8 bei der Freundlichkeit des Pflegepersonals abgeschnitten hat.

Das wiederum ist keine Selbstverständlichkeit. Die Pflegekräfte haben einen anstrengenden Arbeitstag, wechselnde Schichten, müssen dennoch immer präsent, aufmerksam sein. Und die Arbeit sei im Vergleich zu früher nicht weniger geworden. "Wir waren mal zu fünft oder sechst auf der Station. Heute sind wir zu dritt oder viert”, sagt Schlüter. Eine Entwicklung, die in Zeiten knapper Kassen wohl nahezu jedes Krankenhaus kennt. Dennoch will die Arbeit getan sein, die Patienten sollen nicht zu kurz kommen. Und das, obwohl auch der Pflegeaufwand heute höher sei, so Schlüter.

"Früher ist jemand mit einer Lungenentzündung gekommen und wieder entlassen worden, wenn er auskuriert war.” Heute werde, gerade in der Geriatrie, etwa auch überprüft, wie die Pflegesituation zu Hause aussieht. Der Patient werde generell ganzheitlich und fachübergreifend betrachtet. "Eine gute Kommunikation ist da extrem wichtig”, weiß Schlüter. Gleich bei der Übergabe zwischen den Pflege-Schichten werde daher zum Beispiel abgesprochen, wie es den einzelnen Patienten heute gehe. "So weiß ich, wo ich womöglich intensiver ansetzen muss.”

An erster Stelle steht für Schlüter die Pflege. "Dann erst kommt der Schreibkram.” Denn auch viele administrative Aufgaben seien in den vergangenen Jahren zum Berufsbild des Pflegepersonals hinzu gekommen. Zur Not bleibe sie dafür auch schon mal paar Minuten länger.

Auch die Klinikleitung legt Wert darauf, ihr Personal fit zu machen, wie Carl Poersch von der Verwaltungsleitung betont. Derzeit seien sechs Mitarbeiter in der Weiterbildung. Vor allem Kommunikation und Zeitmanagement werde dort als Grundlage vermittelt. Gerade der Austausch untereinander sei zum Wohle des Patienten ein zentraler Punkt. Eine Herausforderung, der sich Janine Bongartz gerne stellt. Doch ihr Wunsch für die Zukunft lässt auch Sorge erkennen: "Dass nicht so rationalisiert wird, dass für den Patienten nur noch das Nötigste gemacht werden kann. Die Würde des Menschen muss im Mittelpunkt bleiben.”