Ein Urmensch mit Baseballkappe

Aktionskünstler Matthias Schamp lebt in Heilbronn seine kreative Anarchie aus.

Foto: abi

Krefeld. Ein Urmensch trägt Baseballkappe, zwischen historischen Münzen prangt ein Plastik-Spiegelei, und zwischen antiken Säulen ist der Schalter einer Zeitmaschine zu sehen. Auf solch irritierende Erfahrungen müssen sich die Besucher der Städtischen Museen Heilbronn zurzeit gefasst machen. Der Krefelder Künstler Matthias Schamp hat „Alltagsarchäologische Analogobjekte“ in die dortige Sammlung integriert.

Der freche Eingriff erfolgt mit ausdrücklicher Zustimmung der Kuratorin Christina Jacob. „Ich freue mich über das Vertrauen, das mir dort entgegengebracht wurde“, sagt Schamp. Der Aktionskünstler, der unter anderem durch seine „Schlechten Verstecke“ im Satiremagazin „Titanic“ bekannt wurde und vor Jahren auch Werke im Kaiser-Wilhelm-Museum ausgestellt hat, durfte seine kreative Anarchie in Heilbronn so richtig austoben. Dennoch sind seine Eingriffe alles andere als willkürlich. Sie schaffen neue Bedeutungsebenen für die historischen Fundstücke — und locken junges Publikum in die alte Sammlung.

Dass er sich eine derartige Ausstellung auch im archäologischen Museum seiner Heimatstadt gut vorstellen könnte, ist für Schamp selbstverständlich. Auch Christoph Reichmann, Direktor des Museums Burg Linn, ist auf Anfrage nicht abgeneigt: „Wir sind für alles offen — solange der Eingriff temporär bleibt und der Sinn sich erschließt.“