Theater liegt in der Familie

Nele Jung ist seit Beginn der Spielzeit in Krefeld engagiert. Die Dresdenerin freut sich auf die Herausforderungen am Niederrhein.

Theater liegt in der Familie
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Mit Schwung und Verve hat sich Nele Jung dem Theaterpublikum in Krefeld vorgestellt. Ihre Doppelrolle als Franz und Franziska in „Pension Schöller“ war ein guter Einstand — obwohl sie sich in nur zwei Wochen Probezeit ins Stück einfinden musste. Seit Beginn der Spielzeit gehört Nele Jung zum Ensemble des Theaters Krefeld-Mönchengladbach.

Im Gespräch mit der Schauspielerin, die in diesem Jahr 30 Jahre alt wird, erkennt man das Quirlige aus dem berühmten Schwank nicht gleich wieder. Im Leben wirkt Nele Jung eher zurückhaltend und vermischt ihr eigenes Auftreten nicht mit der Rolle. Zudem trägt sie lange, braune Haare, nicht den schwarzen Bubikopf der Franziska.

Bei Friedrich Dürrenmatts Drama „Der Besuch der Alten Dame“, das am Samstag in Mönchengladbach Premiere hat, hatte sie weitaus mehr Zeit, sich einzufinden. Für die Inszenierung von Christoph Roos standen sechs Wochen zur Verfügung; Nele Jung hatte täglich Proben für ihre Rolle der Zugführerin Frau Ill. Und findet es ein bisschen schade, dass die Rolle ihr nicht so viel Raum gibt, wie sie ausfüllen könnte. Doch das wird sich mit der Zeit wohl ändern — womöglich schon in der nächsten Spielzeit, über die sie noch nicht sprechen darf.

Das Theater ist schon immer Teil ihres Lebens. Nele Jungs Vater ist Schauspieler am Dresdner Staatsschauspiel, ihre Mutter Dramaturgin an einem anderen Haus in Dresden. Auch ihre Schwester Lilli Jung hat ein Engagement als Schauspielerin, in Bautzen. Dort spielt sie übrigens schon seit zwei Jahren in einem Stück auf der Bühne, das auch hier Erfolge feiert: „Ewig jung“.

Nele Jung war sich in ihrer Schulzeit nie ganz sicher, ob die Schauspielerei der richtige Beruf für sie wäre. „Lange Zeit wollte ich aus Protest nicht zum Theater“, erinnert sie sich an ihre Teenager-Jahre. Dennoch hat sie schon in der Oberstufe auf der Bühne gestanden. „Und es hat mir total Spaß gemacht.“

Eines Tages ging sie zu einem „Baby-Casting“, das sich als Zugang zur Schauspielschule entpuppte. „Ich hatte das falsch verstanden — es war doch ein Eignungstest“, erzählt Nele Jung. Da war sie erst 17 Jahre alt. Und ging aus ihrer Heimatstadt Dresden zur Schauspielschule nach Leipzig. Die Stadt erschien ihr weltoffener — „das war sehr spannend“, sagt sie heute.

Zur Ausbildung gehörten dann auch Auftritte in Dresden — unter anderem als „Jungfrau von Orleans“. „Das war aufregend — und nicht ganz einfach.“ Auf ähnliche Herausforderungen freut sich die junge Schauspielerin nun am Niederrhein.