SC Bayer will neue Leichtathletik-Halle bauen

Neubau soll 30 Jahre alte Tragluft-Konstruktion ersetzen. Mitglieder sollen mehr bezahlen.

Krefeld-Uerdingen. Dem SC Bayer Uerdingen, mit rund 6000 Mitgliedern der zweitgrößte Verein in Krefeld, drohen immer mehr Leichtathletik-Talente abzuwandern. Grund ist die marode Leichtathletik-Halle am Löschenhofweg. Die 1985 erbaute, zugige Tragluft-Konstruktion genügt unter anderem in puncto Energieeffizienz längst nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Zehnkampf-Vizeweltmeister Michael Schrader zog bereits vor gut einem Jahr die Konsequenzen, wechselte fürs Training nach Halle (Saale) und nannte ganz offen als Grund für den Wechsel die „miserablen und schlechten Trainingszustände in der maroden, alten Traglufthalle“. Seitdem ist Schrader laut SC-Bayer-Geschäftsführer Jörg Heydel „kein gern gesehenes Mitglied im Areal des Sportparks am Löschenhofweg“ mehr. Eine Gratulation zum WM-Silber gab es deshalb auch nicht.

Jetzt folgt die U 18-Vizemeisterin im Dreisprung, Annika Brockmann, dem Beispiel und wechselt zum ART Düsseldorf — offiziell, um bei Bundestrainer Ralf Jaros neue Impulse zu erhalten. Doch ein Grund dürften auch die besseren Trainingsbedingungen in Düsseldorf sein. Die 17-Jährige gilt als das größte Talent nach Michael Schrader. Damit verliert der Leichtathletikstandort Uerdingen wieder einmal ein Toptalent, dem SC Bayer Uerdingen droht dem Status als Ausbildungsbetrieb, die Lorbeeren ernten andere.

Dem will der Verein mit einer neuen Leichtathletik-Halle entgegenwirken, die weitgehend auf dem Areal der jetzigen Traglufthalle (wird abgerissen) entstehen soll. Die 70 Meter lange und etwa 20 Meter breite Halle soll sechs 50-Meter-Laufbahnen sowie Anlagen für Weit-, Drei-, Hoch- und Stabhochsprung und Wurfdisziplinen erhalten. Ursprünglich sollte die Halle noch länger werden, um 60-Meter-Sprintbahnen zu ermöglichen. Dann hätten überregionale Hallenwettkämpfe in der Halle ausgetragen werden können. Doch ein Baum, der unter Naturschutz steht, verhindert diesen Plan.

Die Pläne schlummern seit langem in den Schubladen des Vereins, bisher scheiterte die Umsetzung an den Kosten von rund 1,5 Millionen Euro. Auf einer Mitgliederversammlung der Leichtathletik-Abteilung, zu der die Presse nicht eingeladen war und aus der es keine Information an die Presse gab, wurde der Bau jetzt aber doch beschlossen.

Dafür müssen die derzeit etwa 300 Mitglieder der Leichtathletik-Abteilung tief in die Tasche greifen. Beschlossen wurde eine Beitragserhöhung um 72 (!) auf 216 Euro pro erwachsenes Mitglied. Damit soll über 20 Jahre ein Kredit in Höhe von 800 000 Euro abgestottert werden. Befürchtungen, dass es wegen der Beitragserhöhung zu weiteren Abwanderungen von Mitgliedern kommt, hat der Verein nicht. Der Rest der Baukosten sollen über Fördergelder vom Land und der Stadt Krefeld (die Sportförderpauschale des Landes für die Sportstätten ist von der Haushaltssperre ausgenommen), abgedeckt werden.

Sollte auch der Gesamtvorstand des SC Bayer zustimmen und es keine Verzögerungen bei der Baugenehmigung geben, könnten im November nächsten Jahres die Bagger rollen.