Per Scherenschnitt zum Job

Die Teilnahme an der Lernwerkstatt schafft Chancen. Die Schüler beweisen Disziplin.

Krefeld. Stolz zeigt Heba Zabri ihren erstes selbst genähtes Kleidungsstück. Der dunkle Jeansrock ist perfekt. Um richtig nähen zu können, gehört neben Handwerklichem Geschick auch fachliches Wissen und viel Geduld dazu. "Ich habe viel geflucht und musste die Naht drei mal machen bis sie endlich richtig gerade war", sagt Heba. So ist schließlich aus zwei Stücken Stoff ist ein kleines Meisterwerk geworden.

"Den Steppstich hat sie mit Ziergarn gemacht", sagt Gabriele Schumacher, die Leiterin der Lernwerkstatt "Samt und Seide" an der Theodor-Heuss-Schule. "Das ist gar nicht so einfach." Schumacher ist Obermeisterin des Mode schaffenden Handwerks der Innung Niederrhein und hilft ihren Schützlingen nicht nur fachlich sondern auch mit vielen Kontakten auf die Sprünge.

"Ziel der Lernwerkstatt ist es nicht nur, den Schülern einen Vorteil gegenüber ihren Mitbewerbern um einen Ausbildungsplatz zu bieten, auch die Grundlagen der Berufswelt - Pünktlichkeit, Höflichkeit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit sollen für die Schüler selbstverständlich werden", sagt Schulleiterin Birgita Heinike.

Einen Rock zu nähen ist nur der Anfang. Özlem Cankayars aktuelles Projekt ist ein Abendkleid für ihren Schulabschluss. Sie sieht das Projekt als große Chance. "Wenn wir die zwei Jahre erst durchgehalten haben, haben wir einen guten Vorteil gegenüber anderen", sagt sie.

Derzeit lernen 14 Schülerinnen in zwei verschiedenen Stufen die Grundlagen des Schneiderhandwerks - zusätzlich zum Unterricht. Über einen Zeitraum von zwei Jahren lernen die Teilnehmerinnen an einem Tag in der Woche für jeweils zwei Stunden fürs Leben. "Gegenüber einem Praktikum bietet die Lernwerkstatt einen langfristigen Einblick und wird nach erfolgreichem Abschluss mit einen Zertifikat belohnt", sagt Heinike. Um einen Platz mussten sie sich wie um eine Ausbildungsstelle bewerben und haben sich mit Aufnahme für zwei Jahre verpflichtet.