Planung für mehr Fahrradfreundlichkeit: Parker behindern Radfahrer
Die AG fahrradfreundlicher Städte in NRW sitzt in Krefeld. Dennoch gibt es in der Seidenstadt noch viele Hemmnisse für Radler.
Krefeld. Seit zwei Jahren hat die Arbeitsgemeinschaft fußgänger- und fahrradfreundlicher Städte (AGFS) eine hauptamtliche Geschäftsführerin. Christine Fuchs kümmert sich von Krefeld aus für Krefeld und das Land um Nahmobilität, ein Schlagwort, das alle nicht motorisierten Verkehrsarten in den Blick nimmt. Das Thema berühre alle Bereiche: Verkehr, Städtebau, Klima und Umwelt, Gesellschaft und Demographie. In der Landespolitik ist das Konzept Nahmobilität 2.0 ein Vorzeigeprojekt: Alle Fachministerien haben es sich zu eigen gemacht. Deutliches Signal: Bei der Präsentation in der vergangenen Woche seien alle vertreten gewesen.
Sich zu Fuß oder mit dem Rad fortzubewegen, sei ein Gewinn für die Umwelt, „aber auch ein persönlicher Gewinn für die Menschen“, betont Christine Fuchs. Da setzt die Politik der AGFS an. „Niemand muss Leistungssport treiben oder dauernd trainieren“, sagt Fuchs. „Es reicht, wenn man Bewegung in seinen Alltag einbaut.“ Fünf Mal 30 Minuten mit dem Rad oder zu Fuß zur Arbeit gehen, sich moderat bewegen: „Da muss ich dann auch abends nicht mehr joggen.“
Das Leitbild der AGFS: Bis 2020 soll der Fuß- und Fahrradverkehr 60 Prozent ausmachen. „In der Nahmobilität müssen Fuß- und Radverkehr gleichwertig mit dem Autoverkehr gesetzt werden, und zwar planerisch und finanziell“, sagt Fuchs. „Im Moment gibt es in diesem Bereich ja eine homöopathische Dosierung von Finanzmitteln.“
Planer müssten von der Häuserkante aus denken, sich fragen, welchen Platz braucht der Fußgänger, wie viel der Radweg. Das Thema Parken nimmt im neuen Denkmodell einen besonderen Platz ein. Die Reprivatisierung des Parkens ist für Fuchs ein wichtiges Stichwort. „Es ist ein Privileg, im öffentlichen Raum zu parken. Die Bedürfnisse von Fußgängern und Radfahrern dürfen aber nicht hinter denen des ruhenden Verkehrs zurückstehen.“
Zugestellt und zugemüllt seien die Gehwege in den Städten — auch in Krefeld. Masten, Verkehrsschilder, Sperrmüll, Mülltonnen und Gehwegparken machten die Nutzung zu einem Hindernislauf. „Wir wollen den Bürgersteig als Ort der Begegnung wiederentdecken“, sagt Fuchs. Nahmobilität brauche eine „einladende Infrastruktur“. Es brauche die größere Hemmung, das Auto aus der Garage zu holen, als aufs Rad vor der Tür zu steigen. „Es gibt aus meiner Sicht keine Alternative. Wir verwalten den Stillstand, den Stau und müssen eine Lösung finden, um alles wieder in Bewegung zu bringen — im wörtlichen Sinn.“
Der Weg zum Ziel führt über die Leiter der Verwaltung und die Parteien, sagt Fuchs. Sie versucht die AGFS mit ihrem Politikforum zu erreichen. Leitbilder müssen entwickelt, Maßnahmen daraus entwickelt werden. „Es ist wichtig, dass Köpfe mit Leib und Seele dahinterstehen.“ In diesem Jahr sollen sich die Vertreter aus der Region Ende Mai in Krefeld treffen.
„Fuß- und Radwegverkehr zu fördern ist kein Luxus, sondern elementare Grundlage der Stadtplanung.“