Bahnstraße: Mit dem Auto bis vor die Ladentheke

Vor allem in den Morgenstunden herrscht in der Fußgängerzone reger Verkehr. Oft handelt es sich um reine Bequemlichkeit.

Erkrath. „Ja, das Problem ist hinlänglich bekannt“, sagt der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Carsten Döhr. „Schließlich besteht es nicht erst seit gestern.“ Was Döhr meint, ist der Autoverkehr, der sich insbesondere vormittags in der Bahnstraße abspielt.

Grundsätzlich wäre das ja kein Problem — allerdings ist die Bahnstraße bekanntlich Fußgängerzone und von daher für Pkw tabu. Einzige Ausnahmen: Lieferanten und Anwohner mit entsprechender Genehmigung.

„Es ist noch gar nicht so lange her, dass wir jemanden zur Kasse gebeten haben, der mit seinem Wagen bis vor Kaiser’s gefahren ist, um dann dort einzukaufen“, berichtet Carsten Döhr von einem besonders dreisten Fall. Dabei sei es nicht einmal ein Senior mit Gehbehinderung gewesen, sondern ein Mann mittleren Alters ohne jede Einschränkung. „Als Begründung führte der Autofahrer an, man fände sonst ja keinen Parkplatz“, sagt Döhr. Eine Ausrede, die dem Mann nichts nützte — seine Bequemlichkeit kostete ihn 30 Euro.

Den stellvertretenden Ordnungsamtsleiter stört vor allem die Uneinsichtigkeit, mit der seine Mitarbeiter immer wieder konfrontiert werden. „Es ist unglaublich, was manche Leute zum Besten geben.“

Dabei sind dem Ordnungsamt vielfach sogar die Hände gebunden. „Wir können lediglich den ruhenden Verkehr beobachten und Parksünder belangen“, erklärt Carsten Döhr. „Für den fließenden Verkehr — und dazu gehören auch Autos, die durch die Bahnstraße fahren — ist die Polizei zuständig.“

Im Gegensatz zum städtischen Ordnungsamt ist den Erkrather Beamten das Problem noch nicht wirklich aufgefallen. „Es mag einzelne Fälle geben“, sagt der Leiter der Wache, Wolfgang Schröter. „Aber dass es so gravierend ist, hätte ich nicht gedacht. Wir werden nach den Hinweisen aus dem Rathaus nun verstärkt darauf achten.“

Zahlreiche Anwohner und Einzelhändler bestätigen dagegen den Eindruck, dass die Bahnstraße zunehmend befahren wird — ob als Abkürzung zwischen Kreuzstraße und Morper Allee oder, um bis direkt vor die Geschäfte zu gelangen. „Insbesondere vormittags, wenn auch der Lieferverkehr unterwegs ist, ist es schlimm“, sagt eine Anwohnerin und mutmaßt: „Vielleicht denken die Autofahrer ja, sie würden unter den Lieferanten nicht so sehr auffallen.“

Hauptanlieferungszeit für die Geschäfte entlang der Bahnstraße ist zwischen 6 und 10 Uhr. „Dann herrscht ein ständiges Hin und Her“, erklärt Carsten Döhr. Kämen dann noch die Anwohner mit ihren Ausnahmegenehmigungen hinzu, könne es schon sein, dass der eine oder andere Autofahrer die Gunst der Stunde nutze.