Baumberg: „Bei schönem Wetter kann doch jeder feiern“
Im Gute-Laune-Club von Dieter Kern sind die Leute eine Spur fröhlicher als sonst. Die Warteliste wird immer länger.
Baumberg. Griesgrämigkeit? "Was ist das?" Depressionen? "Nie von gehört." Schlechte Stimmung? "Gibt’s bei uns nicht." Dieter Kern strahlt übers ganze Gesicht, wenn er von "seinem Verein" erzählt. "Sein Verein", das ist der Gute-Laune-Club Baumberg: 75Mitglieder stark, ständig auf Achse und unverschämt fröhlich.
Am 11. Januar 2005 hob ihn der heute 68-Jährige aus der Taufe. "Es wird so viel Trübsal geblasen. Alles ist so ernst, und ständig knöstert jeder in seinem stillen Kämmerlein vor sich hin. Dagegen wollte ich was tun", erklärt der Hesse aus Weilburg an der Lahn, der vor 26 Jahren der Liebe wegen ins Rheinland kam. "Die Resonanz war sofort klasse, die Leute rannten uns die Tür ein."
Mit "uns" meint Kern sich, seine Ehefrau Karin und den Nachbarn Walter Pische und dessen Gattin Gerda. Das Quartett zieht die Fäden, organisiert die Aktivitäten und managt das Vereinsleben. "Wobei wir kein eingetragener Verein sind. Wir sind ein lockerer Zusammenschluss Gleichgesinnter. Ich bin auch kein richtiger Vorsitzender, wir nennen das nur so."
Für die gut gelaunten Mitglieder - 67 Baumberger, vier Langenfelder und vier Monheimer im Alter von 50 bis 83 Jahren - hat das viel zitierte "gemütliche Beisammensein" eine völlig neue Bedeutung. "Bei uns geht es weniger ernst als anderswo zu. Lustiger und launiger halt", sagt Kern, der sich inzwischen selbst eher als rheinische Frohnatur denn als drögen Hessen bezeichnet. Wobei der Gute-Laune-Club Baumberg kein "Witze-Verein" sei. "Natürlich werden bei uns auch Witze erzählt. Aber nicht auf Teufel-komm-raus und schon gar keine Zoten", betont Kern. "Bei uns sorgt schon allein das Bewusstsein, dass wir ein ,Gute-Laune-Club’ sind, dafür, dass die Leute besser drauf sind als anderswo." Als potenzielles Mitglied müsse man außer einer gesunden Portion Humor lediglich ein wenig Geduld mitbringen. "Die Warteliste wächst ständig", schaut Dieter Kern auf die rund 30 Namen derer, die schon drauf stehen. "Keine Chance haben bei uns Miesepeter. Aber meistens passt das schon." Schließlich würde ein Griesgram wohl kaum auf die Idee kommen, sich in einem Verein mit einem derart hohen Ausstoß an Glückshormonen anzumelden.
Getroffen wird sich regelmäßig, aber meist spontan in den Heimen befreundeter Vereine. "Mal sind wir bei den Anglern zu Gast oder bei den Schrebergärtnern." Dann werde gegrillt, die Kaffeetafel gedeckt oder der Bräter für die Reibekuchen angeschmissen. "Wir sitzen gemütlich zusammen, schwadronieren über Gott und die Welt, lassen es uns gut gehen und genießen das Leben." Darüber hinaus stehen vor allem Ausflüge auf dem Plan. So ging’s kürzlich in die Vulkan-Eifel - gut gelaunt und per pedes durch die herbstliche Natur.
Dass der Club auf den Alltag abfärbt, glaubt der Pensionär - als Angestellter in einem Floristen-Großhandel ließ er früher schon Blumen sprechen - fest. "Davon abgesehen, dass wir ein eh schon toller Haufen sind, der sich gesucht und gefunden hat, gehen wir irgendwie mit einer positiveren Grundeinstellung in den Tag. Auf der Straße wird nicht aneinander vorbeigegangen, sondern gegrüßt - auch völlig Fremde." Auch vom oft typisch deutschen Grau in Grau lasse man sich nicht beirren. Dieter Kern beschreibt es so: "Bei schönem Wetter kann doch jeder feiern."