Hilden: Mit allen Sinnen genießen: Kunst trifft den Spätherbst
Die Hildener Genusstage wurden am Sonntag mit einem Kunstsonntag eröffnet. Am kommenden Sonntag geht’s mit einem Wellness-Tag für Frauen weiter.
Hilden. Adventsmärkte und Weihnachtsmärkte stehen an, die Zeit des Büchertrödels ist im grauen Monat November eigentlich vorbei. In Hilden wurde am Sonntag erfolgreich das Gegenteil bewiesen.
Unter bunt belaubten Bäumen zogen sich die Bücherstände durch die Mittelstraße, umringt von zahlreichen Leseratten, die auf Futter für die Wintermonate hofften.
Ein Roman für die junge Frau im grünen Wintermantel, gleich drei Kinderbücher für nur sieben Euro für das kleine Mädchen mit den Zöpfen und ein aufwendiger Bildband für den hageren Mann mit der Hornbrille.
"Romane und Taschenbücher gehen in Hilden immer gut, klassische Literatur weniger", weiß Michael Zaremba, an dessen Stand 6.000 Bücher auf Käufer warteten. "Populäres geht immer, nicht nur in Hilden", verriet auch Arnold Pascher, der zum siebten Mal seinen Stand in Hilden aufgebaut hatte.
Dort herrschte rege Betriebsamkeit, so wie an fast allen Ständen. Es wurde geschmökert, geschaut und manchmal auch gefeilscht, ehe die Bücher in Stoffbeuteln, Jackentaschen oder Rucksäcken verschwanden.
Das schöne Herbstwetter lockte viele Menschen in die Innenstadt, und wer an den Ständen nicht fündig wurde, hatte vielleicht in der zweiten Reihe mehr Glück.
Hinter den Büchertischen hatten beinah alle Geschäfte ab 13 Uhr ihre Türen geöffnet. Der Duft von heißen Waffeln oder dampfendem Tee machten den Bummel durch die Mittelstraße auch zu einem kulinarischen Genuss.
Während dort jedoch Hochbetrieb herrschte, fanden nur wenige am Kunstsonntag den Weg in die Bibliothek. Die hatte ebenfalls geöffnet und bot zum kommerziellen Angebot in der Mittelstraße das künstlerische Pendant: Hans-Joachim Uthke präsentierte einem erlesenem Publikum die Ausstellung "Alles aus der Dose".
Mit gewohnt spitzer Feder - im wahrsten Sinne des Wortes - hatte er seiner Kreativität freien Lauf gelassen. "Die Sprache ist genauso sein Metier wie die Kunst", sagte Ute Küppersbusch in ihrer Eröffnungsrede.
Uthkes "Sprachbilder" zeigten durchweg Zeichnungen von Spraydosen. "Hallo Wach" stand auf der einen Dose, die sich ausdrücklich nur an Beamte wandte. "Büromief - hält bis zu acht Stunden", versprach eine andere. Mit einem Schmunzeln, manchmal mit einem feixenden Lachen wurden die Bilder betrachtet.
"Die Idee hatte ich schon vor zwei, drei Jahren", erzählt Uthke, "meine Frau hat ein ganzes Kontingent von Spraydosen. Das war der Anreiz".
Das Besondere der Ausstellung liegt nicht nur in den Werken. Auch der Ausstellungsort ist bemerkenswert: Die Bilder sind in der Arthotek ausgestellt. Jeder fünfte oder sechste Schuber ist mit Bildern von Uthke versehen.
"Uthke aus der Wand, nicht an der Wand" kommentierte Dagmar Hebestreit die Wahl des Ausstellungsortes.
Neben dem Büchermarkt und der Ausstellung in der Bücherei lockte der Kunstsonntag auch mit Konzerten, Ateliergesprächen und Kleinkunstangeboten und bot einen vielversprechenden Auftakt zu den beginnenden Genusstagen.