Monheim: Seepferdchen auf Handzeichen
Das Angebot der DLRG ist vielfältig. Seit drei Jahren bildet sie auch gehörlose Kinder aus.
Monheim. Auf dem Rhein wurden sie wohl schon des Öfteren gesichtet: die Mitglieder der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sorgen jeden Sommer dafür, dass die Stromkilometer 713 bis 715 gesichert sind. Auf ihrem Hochsitz auf dem Baumberger Campingplatz überblicken sie die Lage und fahren mit einem ihrer Boote Wache.
Im Winter haben sie sich noch eine weitere Aufgabe auf die Fahne geschrieben. "Wir bieten Schwimmkurse an, bilden Nichtschwimmer zu Schwimmern aus und trainieren für die Abzeichen", erzählt Joachim Ullrich.
Der 60-jährige war schon als Jugendlicher bei der DLRG tätig, seit 18 Jahren ist er beim Monheimer Ortsverein aktiv. "Damals habe ich meinen Sohn immer ins Hallenbad gebracht und wurde eines Tages angesprochen, ob ich nicht mitmachen wolle", erinnert sich Ullrich. Mittlerweile ist seine ganze Familie bei der DLRG. "Aber meine Frau kann nicht schwimmen", sagt er und lacht.
Jeder Dienstagabend ist den Nichtschwimmern gewidmet. Von 17 bis 21 Uhr helfen die DLRG-Mitglieder beim Schwimmen lernen. Dabei gibt es zunächst eine Gehörlosengruppe, danach sind die regulären Anfänger an der Reihe bis schließlich für das Seepferdchen, das Jugendschwimmer- und das Jugendretterabzeichen trainiert wird.
"Das Gehörlosenschwimmen ist etwas ganz Besonderes. Wir sind der einzige Ortsverein in der Umgebung, der so einen Schwimmkurs anbietet", ist Ullrich stolz. Mittlerweile haben bereits zwei der Kinder ihr Bronzeabzeichen abgelegt, die meisten haben das Seepferdchen.
Die Idee hatte ursprünglich Kenneth Seidel. Der freiberufliche Gehörlosenlehrer wollte seinem gehörlosen Sohn in einer Gruppe schwimmen beibringen und wandte sich an Ullrich. Nun läuft das Schwimmtraining bereits im dritten Jahr mit Seidel. Jeden Dienstag kommen die zwölf Kinder zwischen fünf und elf Jahren ins Mona Mare.
Dabei sind auch zwei Geschwisterkinder, die ebenfalls die Gebärdensprache beherrschen. Ein komplett gemischter Kurs ist den Betreuern zu riskant. "Das ist einfach ein zu großer Aufwand, man muss auf zu viel achten", meint Ullrich. Im Wasser unterhalten sich die Gehörlosen ausschließlich über die Gebärdensprache. "Benedikt hat ein CI, ein Cochlear Implatat, das elektrische Signale absendet. So kann er etwas hören", erklärt eine Mutter. Beim Schwimmen können diese Geräte nicht getragen werden.
Justin, Sedat und Can-Marlo sind bereits ins Wasser gesprungen. Die drei Jungen sind Schwimmanfänger und tummeln sich im Nichtschwimmerbecken. Kenneth Seidel erklärt ihnen ruhig, wie sie auf dem Wasser gleiten können, ihre Arme und Beine bewegen müssen und wo sie gefahrlos vom Beckenrand springen können - alles ohne einen Ton über die Lippen zu bringen.
Der einzige Gebärdensprecher der Betreuer liebt seine Aufgabe. "Manchmal ist es nicht leicht, wir haben zum Beispiel einen autistischen Schwimmschüler, der plötzlich weg geht. Da muss man einfach zu zweit sein. Schließlich kann man die anderen Kinder nicht alleine im Wasser lassen", sagt Seidel. Die anderen drei Betreuer haben sich einige Zeichen antrainiert. "Zu Beginn war das allerdings eine Katastrophe - mittlerweile klappt es dann doch besser", sagt Ullrich lächelnd.