Hilden: Die CDU jubelt und bangt

Mitgliederversammlung: Angelika Urban ist mit überzeugender Mehrheit als Kandidatin für die Bürgermeisterwahl nominiert worden.

Hilden. US-Nominierungsparteitage sind emotional, aufregend, ein Medienereignis mit Show-Charakter. CDU-Nominierungsparteitage sind harmonisch - neuerdings wieder. Ein Verdienst, das die Partei- und Fraktionsvorsitzende Angelika Urban auch ihrer Arbeit und dem von ihr bevorzugten "kooperativen Führungsstil" zuschreibt.

Den will sie weiter pflegen, wenn sie im Juni 2009 bei der Kommunalwahl ins Bürgermeisteramt gewählt wird. Als Kandidatin nominiert ist sie - von der Mitgliederversammlung. 61 der 66stimmberechtigten Anwesenden folgten dem einstimmigen Vorschlag von Partei- und Fraktionsspitze. Das sind stolze 93,84Prozent. Die eine Enthaltung stammt vermutlich von Urban selbst, vier Parteifreunde stimmten gegen sie.

Die Gegenstimmen sind kein Anzeichen dafür, dass die tiefen Gräben der Vor-Urban-Zeit im Ortsverband wieder aufbrechen könnten. Doch es gibt in der CDU weiter kritische Stimmen, die den lang anhaltenden Beifall bei der Bekanntgabe des Wahlergebnisses nicht teilen können. "Partei und Fraktion verheizen ihre Spitzenfrau", hieß es stattdessen.

Denn der Jubel über das klare Ergebnis könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass selbst Parteifreunde ihrer Kandidatin gegen Amtsinhaber Günter Scheib nur geringe Chancen einräumen. Und eine Niederlage würde Kratzer im Ansehen der CDU-Kandidatin hinterlassen.

Doch selbst bei einem Wahlerfolg der CDU-Kandidatin wäre noch nicht alles eitel Sonnenschein. Mit den von Urban genannten Themen, die sie in Angriff nehmen will, deckt sie die Interessen aller Parteiflügel und -gruppierungen ab. Aber alles auf einmal wird auch eine Bürgermeisterin Urban nicht anpacken können. Das, so fürchten die Skeptiker, berge die Gefahr, dass mancher Parteifreund seine Interessen zurückgesetzt fühlt.

Das Votum der Mitgliederversammlung ist zweifelsfrei eindeutig. Nach jahrelangen Grabenkämpfen demonstrierte der Ortsverband wieder die einstige Geschlossenheit in den Zeiten der ehemaligen CDU-Bürgermeisterin Ellen Wiederhold.

Doch die von Urban formulierten Arbeitsschwerpunkte bergen ein hohes Spalt-Potenzial, weil sie allen Wünschen gerecht werden sollen. Die Wirtschaftsinteressen der Mittelstandsvereinigung will sie berücksichtigen, und auch das Steckenpferd der Frauen-Union, die Familienfreundlichkeit in der Stadt. Die Interessen der Senioren(Union) sollen erfüllt und alle Bürger stärker an politischen Entscheidungen beteiligt werden.

Alles ist aber nicht immer unter einen Hut zu bringen. Die Kunst dabei ist, so Urban, "die verschiedenen Interessenlagen optimal miteinander zu verbinden, um so für alle Beteiligten ein möglichst gutes Ergebnis zu erzielen". Das wahre Kunststück wird aber sein, die unterschiedlichen Parteigruppen zu kanalisieren, wenn sie die Zügel nicht mehr in Händen hält.