Hilden: Ein Wasserwerk zieht um

Trinkwasser: Die beiden Pumpstationen im Hildener Südwesten werden zusammengelegt und für fünf Millionen Euro saniert.

Hilden. "Das Wasserwerk Baumberg hat ein Wasserproblem." Die Worte von Peter Hof von den Hildener Stadtwerken klingen dramatisch. Ist die Wasserversorgung der 30 000 Hildener Haushalte gefährdet? Muss jeder Hildener seinen täglichen Wasserverbrauch von 130 Litern (darin ist auch der Industrie-Verbrauch enthalten) einschränken?

Ganz so schlimm ist die Lage nicht: Das Wasserwerk hat "nasse Füße", Grundwasser dringt ein. 40 bis 45 Kubikmeter Wasser (ein Kubikmeter sind 1 000 Liter) werden deshalb dort stündlich abgepumpt.

Dieses nur mit großem Aufwand zu lösende Problem ist ein Grund, warum die Stadtwerke Hilden und Solingen als gemeinsame Betreiber beschlossen haben, das Wasserwerk abzureißen.

Die Verbraucher werden davon aber nichts merken. Das Werk Baumberg geht erst vom Netz, wenn nebenan das Wasserwerk Karnap umgebaut ist. Dessen Umbau wurde im November 2007 begonnen und soll Ende dieses Jahres beendet sein. Und dann kommt der fliegende Wechsel: Das umgebaute Wasserwerk Karnap wird in Zukunft als Wasserwerk Baumberg von den Solinger und Hildener Stadtwerken betrieben.

Der beste Name für das neue Wasserwerk wäre allerdings eine Kombination aus Karnap und Baumberg, denn er leitet sich von den Standorten der Brunnen ab. Das 1974 in Betrieb gegangene Wasserwerk Karnap pumpt das aus dem Bergischen Land kommende Grundwasser in unmittelbarer Nähe des Standortes in Hilden-Karnap aus rund 30 Meter Tiefe.

Die Pumpstationen des zwei Jahre jüngeren Wasserwerks Baumberg stehen 6,5 Kilometer entfernt in Monheim am Rhein in der Nähe des Anlegers der Fähre nach Zons. Dort wird Rohwasser aus 70 Prozent Grundwasser sowie 30 Prozent Rheinuferfiltrat gefördert.

In Zukunft bekommt der Verbraucher eine Mischung aus beiden Brunnenanlagen: etwa zwölf Prozent Rheinuferfiltrat und 88 Prozent Grundwasser.

Dieses Verhältnis ist wichtig, denn das Grundwasser ist weicher als das Rheinuferfiltrat. Durch eine "sinnvolle Mischung des Wassers", so Stadtwerke-Geschäftsführer Bodo Taube, kann im neuen Wasserwerk auf die bisher erforderliche Enthärtung verzichtet werden.

Diese Einsparung ist ein weiterer Grund für die Entscheidung zur Zusammenlegung der Wasserwerke - und die damit verbundene Investition von fünf Millionen Euro. Einerseits hätten beide Werke nach 30-jähriger Dienstzeit ohnehin saniert werden müssen.

Das allein hätte etwa 2,4 Millionen Euro gekostet. Außerdem waren beide Werke nicht ausgelastet. Gebraucht werden im Normalfall etwa 1 200 Kubikmeter pro Stunde. Im Notfall kann diese Menge fast verdoppelt werden, wenn etwa in Solingen eine Talsperre als Wasserlieferant ausfällt. Auch in Gegenrichtung funktioniert die Notfallhilfe.

Sparen können die Betreiber auch dadurch, dass zukünftig nur noch ein Wasserwerk in Stand gehalten werden muss. Mit den Worten von Peter Hof heißt das: "Zwei unprofitable Wasserwerke werden zu einem profitablen zusammengefasst." Und davon sollen auch die Kunden profitieren. Dass der Brutto-Verbrauchspreis von aktuell 2,038 Euro pro Kubikmeter sinkt, kann Taube nicht versprechen, aber "die Investition sichert langfristig einen geringeren Anstieg der Wasserpreise".