Langenfeld: Die Schützen zeigen Flagge

Schützenfest:- Einige Tausend Richrather erlebten gestern mit dem großen Festzug durch den Stadtteil einen Höhepunkt.

Langenfeld. Schon eine Stunde wird geschossen. Nichts rührt sich auf dem Richrather Schießstand. Jugendschützen, Spielmannszug-Prinzen und Tellkönig der Jungschützen - drei Majestäten werden an diesem Vormittag bei der Richrather St.-Sebastianus-Bruderschaft ermittelt.

In der Schützenhalle an der Kaiserstraße philosophiert derweil die "ältere" Schützengeneration zu den Klängen des Florentinermarsches. Günter Zimmermann (70), Adjutant des ehemaligen Brudermeisters Heinz Martin Patten, und Hans-Josef Gladbach (68), Ehrenbrudermeister, waren beide mit ihren Ehefrauen Antje und Marga schon selbst Schützenmajestäten gewesen. Gladbach juckt es in den Fingern. Er hätte schon noch mal Lust, auf den Vogel anzulegen. "Aber das Schützenwesen ist viel mehr, als Schießsport", sagt er, "das ganze Jahr über leisten wir vielmehr soziale Aufgaben."

So ist beispielsweise der Seniorentreff St.Martin in der Schützenhalle in der Regie der Schützen, Alte und Kranke werden besucht, der Martinszug und die Fronleichnamsprozession werden mitorganisiert und in einigen Wochen auch das zweite Richrather Turmfest ausgerichtet. Natürlich gehöre auch das Feiern zum Brauchtum. Und das kommt beim Schützenfest, das fünf Tage und damit so lange wie kein anderes in Langenfeld dauert, nicht zu kurz.

Doch auch der Gang zum Ehrenmal ist den Richrather Sebastianern wichtig. "Glaube, Sitte, Heimat haben wir uns auf die Fahnen geschrieben", sagt Brudermeister Rainer Keip. "Für Terror, Hass und Gewalt ist kein Platz." Erstmals spielt der Spielmannszug bei der Kranzniederlegung die Nationalhymne. Der Richrather Pfarrer Gerhard Trimborn begleitet das Gedenken am Mahnmal. "Die Schützen zeigen Flagge", lobt er. In seiner Sonntagspredigt im Zuge der Festmesse wird er den Mut der Schützen loben. "Nur tote Fische schwimmen mit dem Fluss" ist der Leitgedanke.

Die Schützen sind in Richrath präsent. Viele Festumzüge, Flaggen an den Häusern, grün-weiße Wimpel am Zugweg und beim noch amtierenden Königspaar Josef und Margret Fiebes an der Winkelstraße. Der Schützenball im von Nico van Paridon mit Sommerblumen geschmückten Saal ist gut besucht. Doch die Nacht wird kurz. Ab 6 Uhr ist der Spielmannszug im Stadtteil zum Wecken unterwegs. Zum Dank gibt es eine Spende.

Um 13Uhr stehen am Sonntag die ersten drei der neuen Würdenträger fest: Der Prinz des Spielmannszuges, Kersten Streckfuß, ist so eifrig bei der Sache, dass es ihm die Hose zerreißt. Bei Sonnenschein ist der große Festumzug, an dem sich auswärtige Vereine beteiligen, ein Höhepunkt. Vor stattlicher Zuschauer-Kulisse schreiten über 700Uniformierte, darunter fünf Kapellen, mit. Auch der neue Jugendprinz Dennis Wolfram(13) geht mit. "Es ist schön dabei zu sein. Ich freue mich, wenn die Leute am Straßenrand lächeln."

Für Ron Justin Börsken (10) war das Schützenfest allerdings -zu Ende, ehe es begonnen hatte. Er hatte sich im Ferienlager in Hessen verletzt und musste operiert werden. Dabei wäre er so gerne Jugendprinz geworden.