Veranstaltung in Monheim Musiker Sharafi und Schneider im Konzert
Monheim · In der Villa am Greisbachsee konnten Zuhörer die Künstler Rojin Sharafi und Stefan Schneider Monti erleben. Nach einer Einführung gaben sie auch eine Kostprobe ihrer Musik. Was das Publikum dabei zu hören bekam.
Internationale Präsenz, musikalisches Wirken und Konzertieren sind für Musiker, insbesondere der Elektro-Szene, eine Selbstverständlichkeit, mitunter auch Notwendigkeit. Dieser Umstand lässt Musikerpersönlichkeiten reifen und auch die Fähigkeit für ein kollaborierendes Miteinander wachsen. Besonders intensiv war dies anlässlich des Triennale Hauskonzerts in der Villa am Greisbachsee mit Rojin Sharafi und Stefan Schneider Monti zu hören. Triennale-Kurator Thomas Venken stellte beide Musiker in einem Interview vor.
Stefan Schneider Monti, 1961 in Düsseldorf geboren, studierte an der Düsseldorfer Kunstakademie, wo er in der Fotoklasse von Bernd Becher seinen Abschluss machte. Ab Mitte der 90er-Jahre wandte er sich zunehmend der Musik zu und konnte sich als Mitbegründer der Gruppen Kreidler und To Rococo Rot einen Namen machen. Später entwickelte er solistische Projekte und konzertierte in allen Erdteilen der Welt. Im vergangenen Jahr war Schneider Monti „Stadtklangkünstler Bonn“ und arbeitete mit Miki Yui intensiv in Ghana. Er ist zudem Gründer des Labels TAL, auf dem er internationale Acts, aber auch seine Zusammenarbeit mit Katharina Grosse veröffentlicht.
Rojin Sharafi wurde 1995 in Teheran geboren und schwärmte in ihrer Teenie-Zeit zunächst für Metal- und Heavy-Rock. Bereits mit 19 Jahren ging sie nach Wien, wo sie an der Universität für Musik und darstellende Kunst zunächst Komposition studierte und danach noch eine Ausbildung zur Tonmeisterin anschloss. Im Jahr 2018 erhielt sie den österreichischen Komponistinnen-Preis.
Auf die Frage von Venken, inwieweit es Worte zur Erklärung von Musik bedürfe, antworteten Sharafi und Schneider Monti aus unterschiedlichen Perspektiven. Als separates Kunstwerk, das durchaus die Form poetischer Texte annehmen könne und den Mythos um die Musik sogar noch verstärken könne, sah Sharafi die Textbeilagen zu ihren bislang vier Alben. Schneider Monti würde zwar die Liner Notes lesen, sah sie jedoch eher als kurze Info für Journalisten. „Ich hatte lange keinen Zugang zu ,My Life in the Bush of Ghosts‘ von David Byrne und Brian Eno, habe dann mal die Texte zum Album gelesen, was mir dann zwar die Einordnung des Albums erleichtert hat, aber gemocht habe ich es dann immer noch nicht“, so Schneider Monti schmunzelnd.
Obgleich Rojin Sharafi technisch begabt ist und einen Teil ihres Instrumentariums selber baut, setzt sie viel auf Emotion und Intuition. In Wien hat sie auch die Psychoanalyse kennengelernt. „Jede Sitzung, aber auch die Pausen zwischen den Sitzungen, sind für mich ein Quell der Inspiration“, so Sharafi, die die Unvorhersehbarkeit digitaler Musik beschwor.
Nachdem man die warme Emotionalität Sharafis und das eher technokratisch zurückhaltende Wesen Schneider Montis verbal vernommen hatte, waren die klanglichen Beispiele nicht mehr sonderlich überraschend. Ein leises, rhythmisches Tack-Tack-Tack, gleichsam die Verstärkung eines mechanischen Uhrwerks, und ein weiteres filigranes Geräusch, als würde zum Beginn eines Toasts mit einem Besteckteil gegen ein Glas geschlagen, eröffnen seine Komposition. Dann ertönt immer wieder ein Rauschen und Rieseln, als würden Wellen Unmengen Sand aufwirbeln. Unterschiedliche Ambient-Sounds werden mit Akkuratesse collagiert.
Auch die Komposition von Rojin Sharafi beginnt zurückhaltend, gewinnt aber schnell an Dynamik. Dabei nimmt sie mit Keyboards auch folkloristische Einflüsse der Musik ihrer iranischen Heimat auf, die sie virtuos mit nahezu brutalistischen Soundmauern kontrastiert. Wer die Interpretation von Jimi Hendrix` „Star Spangled Banner“, bei der er aus Protest die amerikanische Nationalhymne mit akustischen Maschinengewehrsalven durchlöchert, im Kopf hat, dem drängte sich auch eine politische Interpretation von Shafaris Musik förmlich auf.
Wie sehr diese beiden unterschiedlichen musikalischen Charaktere dann doch harmonierten, zeigte ihr fein aufeinander abgestimmtes Zusammenspiel, bei dem dennoch viel Raum für das jeweils individuelle Soundprofile gelassen wurde. Das quittierte das Publikum mit begeistertem Applaus.