Neubaugebiet in Monheim Siedlung rückt näher an Aldi heran
Monheim · Nachdem die Stadt nun selber als Investorin im Baufeld 4 des Hasholzer Grundes auftritt, stellt sich die Frage, wie viel von der Klimaschutzsiedlung bleibt? Es kommt vor allem auf das Nahwärmenetz an, sagt die Erste Beigeordnete.
Das Wort „bezahlbar“ kam am häufigsten vor, als die Bürger der Stadt Monheim im Jahre 2020 Wünsche zum Thema Neubaugebiet Hasholzer Grund äußern durften. Zumindest der Option, dass dort durch serielles Bauen bezahlbarer Wohnraum entsteht, hat Bürgermeister Daniel Zimmermann gerade eine Absage erteilt. Der Bürgermeister hat in der jüngsten Planungsausschusssitzung erklärt, dass es ein Baufeld 3 im Hasholzer Grund nicht geben wird, „solange die Deutsche Reihenhaus dort bauen will“. Er werde verhindern, dass diese dort irgendwelche Häuser errichtet. Ursprünglich war vorgesehen, dass in den Baufeldern drei und vier 30 Prozent der Wohnungen als „bezahlbarer Wohnraum“ entstehen sollte.
Seinen Entschluss begründete der Bürgermeister mit seinen „jüngsten Erlebnissen“ mit der Deutschen Reihenhaus. Allerdings hat er schon früher mit dem Unternehmen gefremdelt, so habe er auf Einladung der Deutschen Reihenhaus weder den Musterhauspark besucht, noch sei er einer Einladung auf den Expo-Stand gefolgt, wie Justiziarin Franziska Bertelsmeier-Storch berichtet. Als Interboden während der Immobilienkrise in die Insolvenz geriet, habe man mit der Ersten Beigeordneten nach einer Lösung für den Geschosswohnungsbau suchen wollen. Aber die Stadt habe damals schon Gespräche mit Paeschke und der Monheimer Wohnen geführt. Dies könne darauf hindeuten, dass sie diese Unternehmen bevorzugte.
So stellte auch der Beschluss der Stadt, das Neubaugebiet als Klimaschutzsiedlung zu konzipieren, Herausforderungen an den Investor. Auf diese unerwartete konzeptionelle Wendung angesprochen, erklärte der damalige Stadtplaner Thomas Waters im November 2019: „Das hat unsere Projektentwicklungspartner auch überrascht, aber sie haben es dann sportlich genommen.“ Beispielsweise waren die Reihenhäuser ursprünglich mit Satteldächern konzipiert, die Stadt pochte auf Flachdächer, damit dort auch – unabhängig von der Ausrichtung des Gebäudes – Fotovoltaikanlagen installiert werden könnten. Inzwischen habe man daher auch Doppelhäuser mit Flachdach ins Programm aufgenommen, berichtet die Justiziarin.
Bauliche Ausnutzung
der Fläche stark erhöht
Während Carina Reich (Peto) im Jahre 2020 noch die „behutsame Bebauung ohne große Gebäude“ lobte, ist nunmehr mit dem neuen Bebauungsplan das Maß der baulichen Ausnutzung der Fläche stark erhöht worden, angeblich, weil „ein anhaltender Druck auf dem Wohnungsmarkt“ in Monheim laste. Am augenfälligsten ist, dass der Geschosswohnungsbau um ein Vollgeschoss erhöht wurde, damals war eine Gebäudehöhe von 14 Metern möglich, heute sind es 17,5 bis 21 Meter. Insgesamt beträgt der Anteil der Wohnungen im Geschosswohnungsbau nunmehr 72 Prozent.
Außerdem wurde das Baugebiet offensichtlich etwas nach Süden ausgeweitet. Die Mehrfamilienhäuser, die die innen liegende Bebauung gegen Lärmemissionen abschirmen sollen, rücken somit näher an die Lärmquellen, das Aldi-Lager und die Autobahn 59, heran. Angepasst an die Produktpalette der Paeschke GmbH wurde der Anteil an Doppelhäusern gegenüber den Reihenhäusern erhöht, die Zahl der Wohneinheiten steigt von 57 auf 60. Viele der Käufer dürften bei der Finanzierung mit den eingesparten Ausgaben für Kita und offenen Ganztag rechnen. Fraglich, wie lange dieses Geschäftsmodell noch gilt.
Während die Reihenhäuser ursprünglich über Sammelgaragen verfügen sollten, erhöht sich durch die Doppelhäuser jetzt die Zahl der oberirdischen Parkplätze. Der neue Bebauungsplan weckt auch den Eindruck, als habe sich die Fläche des Quartiersplatzes halbiert. Außerdem ist entlang der Planstraße 1, die entlang der südlichen Raumkante des Neubaugebietes verläuft, – zulasten der Grünflächen – ein Streifen mit Stellplätzen hinzugefügt worden. Für einen wirklichen Vergleich der bisherigen mit der neuen Planung müsste auch der – noch nicht veröffentlichte – Entwurf für den Bebauungsplan 73B(a) Hasholzer Grund Süd, also das Baufeld drei, berücksichtigt werden, sagt die Erste Beigeordnete Lisa Pientak auf Anfrage der Rheinischen Post. „Die ursprünglichen Ziele der Siedlung für beide Baufelder werden unverändert weiterverfolgt.“ Wesentlich für das Prädikat Klimaschutzsiedlung sei, dass das gesamte Gebiet über ein klimaneutrales Nahwärmenetz der Mega versorgt werden werde. Ob Stellplätze ober- oder unterirdisch untergebracht würden, habe auf die Klimabilanz keine Auswirkung. Außerdem betont sie, dass die Zahl der Straßenbäume im Vergleich zum ursprünglichen Entwurf sogar erhöht sei.
Der öffentliche Raum sei nur verschoben und nicht reduziert worden. Statt des größeren Platzes werde es zwischen den Bauabschnitten – ähnlich wie zwischen den vorangegangenen Bauabschnitten – wieder einen „grünen Finger“ geben. Der vorangegangene Entwurf von Astoc habe diesen zugunsten des Quartiersplatzes aufgelöst, so Pientak. Jetzt werde wieder die ursprüngliche Konzeption verfolgt. Während die Stadt selbst zumindest 2020 noch keine Fotovoltaikanlagen vorschreiben wollte, würden den geltenden Baustandards werden alle Häuser mit Fotovoltaikanlagen ausgestattet. Die gute Nachricht: 30 Prozent der Wohnungen werden öffentlich gefördert werden, berichtet Daniel Fieweger, Geschäftsführer der Monheimer Wohnen.