Gruiten: Naturschutz mit der Motorsäge

Agnu: In der Grube 10 muss den schnell wachsenden Birken Einhalt geboten werden. Unterstützung erhielten Naturschützer von Teilnehmern eines Motorsägenlehrgangs.

Gruiten. Kalkfelsen, Halbtrockenrasen und bemerkenswerte Pflanzen-Vorkommen: Der ehemalige Steinbruch Grube 10 ist heute ein Biotopkomplex mit einem besonders hohen Wert. Jedoch stehlen schnell wachsende Birken Orchideen und Schmetterlingen Licht und Luft zum Leben. Und weil genau sie eigentlich ideale Lebensbedingungen in der Grube10 vorfinden, trafen sich am Samstag Mitglieder und Helfer der Agnu, um auf der unteren Ebene mit Freischneidern und Motorsägen ans Werk zu gehen.

"Zuletzt haben wir die Fläche vor drei Jahren entbuscht", sagt Armin Dahl vom Arbeitskreis Biotopschutz der Agnu. "Seit Anfang 2008 haben wir den Steinbruch gepachtet und einen Pflege- und Entwicklungsplan erstellt, der nun Schritt für Schritt durchgeführt wird." Ziel sei es, den Artbestand von Pflanzen und die Entwicklungsstadien der Tiere zu erhalten. Neben zwölf Agnu-Mitgliedern, die Hand an kleineres Geäst legten, lockte die Aktion in diesem Jahr auch eine ganz besondere Gruppe von Helfern an: 13 Teilnehmer eines Motorsägenlehrganges, die ihre Schulung mit Naturschutzarbeit verbanden.

"Zunächst müsst ihr euch ansehen, wie der Baum gewachsen ist und in welche Richtung er fallen soll", erläuterte Ausbilder Markus Rotzal seinen Schülern. "Das Baumumfeld frei machen, den Gefahrenbereich kontrollieren und schließlich die Fallkerbe sägen." Der Baum werde dann mit einem Keil umgehebelt. Ganz wichtig bei der Arbeit ist die richtige Schutzkleidung: Helm mit Gehör- und Gesichtschutz, Arbeitshandschuhe, Schnittschutzhose und -schuhe.

Nacheinander durften die Schüler unter Aufsicht ihre ersten Bäume fällen. Der 17 Jahre alte Florian Schott richtete die Kettensäge an eine etwa zwölf Meter hohe Birke und verschätzte sich ein wenig mit der Fallrichtung: Der Baum verkeilte sich im Geäst eines anderen. "So etwas kann natürlich passieren", sagte Rotzal und zeigte der Gruppe, wie man die Birke aus der Verharkung herausdreht. Florian ist sich sicher, dass ihm der Motorsägenschein in Zukunft nutzen wird: "Ich möchte Agrarwissenschaften studieren und danach am liebsten als Landwirt arbeiten."

Aber auch für den privaten Gebrauch gewinnt der Schein immer mehr an Bedeutung: Wer sich im Wald mit der Säge Brennholz besorgen will, der muss dem Förster zunächst den Motorsägenschein vorzeigen. "Da wir Pfingsten das Bundestreffen der Pfadfinder organisieren, mussten wir den Schein machen", sagte Stefan Busch, der mit sieben anderen Mitgliedern des Deutschen Pfadfinderbundes Köln bei der Schulung mitmachte. "Unsere Zelte brauchen bestimmte Holzstangen. Zudem wird unser Heim mit einem Holzofen geheizt."