Rot ist die Farbe der Hoffnung

Nicht unerwartet wählt die Partei Detlef Ehlert zum Angreifer auf den Posten des Bürgermeisters. Der Kandidat macht klar, wie er den Amtsinhaber zu stürzen gedenkt.

Erkrath. Noch nahm er den Seiteneingang des Rathauses. Damit hatte es sich dann aber auch schon mit der Zurückhaltung. Sollte der amtierende Bürgermeister, Arno Werner, kurz vor 19 Uhr aus seinem Fenster im ersten Stockwerk des Rathauses geschaut haben, dürfte ihn leuchtendes Rot an das Ende der Gemütlichkeit erinnert haben.

Rot war an diesem Abend nämlich nicht nur die Krawatte von Detlef Ehlert. Als kleinen Gag hatte sich der SPD-Mann, der zum Gegenspieler von Werner bei der Kommunalwahl 2009 gekürt werden wollte, eine fast knielange Jacke in der gleichen Farbe gegönnt. So kleiden sich Lotsen auf Schiffen und auf Flughäfen.

Darunter kam allerdings ein dunkelblauer Anzug zum Vorschein, der da wohl signalisieren sollte "Schaut her, ich komme als seriöser Macher." Der Aufritt stand dem Inhalt von Ehlerts Rede nicht nach - anders formuliert: Überraschend brav arbeitete der 49-Jährige Vorwahlkampf-Programm ab.

Statt ihn verbal zu prügeln, kitzelte Ehlert Amtsinhaber Arno Werner (CDU) lediglich mit Aussagen wie denen, dass von kommunikativem Führungsstil im Rathaus keine Rede mehr sein könne oder dass Werner "die radikalen Kürzungen der Landesregierung bei der Kindertagesstättenförderung zu großen Teilen durch Gebührenerhöhungen an die Eltern durchgereicht hat".

Neben bekannten SPD-Positionen wie der Forderung nach "Stadttempo Erkrath", Erweiterung der Kinderbetreuung oder Ausbau des Öffentlichen Personennahverkehrs ließ Ehlert erkennen, dass er Werner den argumentativen Boden für dessen rigide Sparpolitik hart unter den Füßen wegzuziehen gedenkt:

Ehlert hatte ausgerechnet, dass der Schuldenstand 1999 bei 827 Mark (rund 423 Euro) pro Einwohner lag, aktuell jedoch 815 Euro pro Kopf beträgt. "Wir haben am Jahresende 38 Millionen Euro städtische Schulden - das ist ein Plus von 82 Prozent in zehn Jahren." Kämmerer und SPD-Mitglied Heribert Schiefer nickte diese Zahlen auf Nachfrage ab.

Wie beweglich Ehlert und seine Fraktion sind, wurde den 47SPD-Mitgliedern, die zu der Versammlung gekommen waren - insgesamt gibt es 245 - nicht vorenthalten: Die Stimmungslage in der Bevölkerung, die jüngst durch das Bürger-Barometer der WZ belegt wurde, ist an den Sozialdemokraten nicht vorüber gegangen:

Knapp zwei Drittel der Bürger sind gegen eine Bebauung der Neanderhöhe - und die SPD ist es jetzt auch: "Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass wir eine Bebauung der Neanderhöhe nicht wollen", sagte Ehlert. Statt dessen solle ein Lückenschluss entlang der Hochdahler Straße betrieben werden.

"Erkrath braucht den Wechsel. Ich bin dazu bereit", gab Ehlert den Genossen vor deren Gang in die Wahlkabine mit auf den Weg. 42 wollen ihm auf diesem Weg folgen, vier stimmten gegen ihn, ein Mitglied enthielt sich. Kein Traumergebnis - aber das ist schließlich auch im kommenden Jahr nicht wirklich zu erwarten.