Mettmann: Choreografie statt Krawall

An Schulen gehört Gewalt zur Tagesordnung. Mit einem Musical setzt die Caritas ihr Präventionsprojekt dagegen.

Mettmann. "Ja, klar gibt es diese Gewalt." Die Antwort von Corinna (13), Isabell (13), Ahmet (16) und Sophie (14) kommt ohne Zögern und ohne jede Einschränkung. "Das ist halt so." Die Vier kommen von der Erich-Kästner-Förderschule, der Anne-Frank-Hauptschule und der Carl-Fuhlrott-Realschule.

Und zwischen denen gibt es jede Menge "Klärunsgsbedarf". Die Realschüler mögen die Hauptschüler nicht, die Hauptschüler haben was gegen die Förderschüler - und überhaupt sind sich alle spinnefeind. Pöbeleien und Rangeleien seien keine Seltenheit, hin und wieder, so Sophie, werde auch schon mal ausgeteilt. Dass alle drei Schulen in unmittelbarer Nachbarschaft zueinander liegen, schürt den Zwist zusätzlich. "Manchmal warten wir nach dem Unterricht sogar aufeinander, um den anderen Stress zu machen", sagt Ahmet.

Dass es aber auch ganz anders geht, beweist das ungleiche Quartett und mit ihm 250 andere Schüler in diesen Tagen. Denn seit Montag proben Förder-, Haupt- und Realschüler in trauter Gemeinsamkeit für ein Musical, das heute und morgen um 18Uhr in der Stadthalle aufgeführt wird. "Streetlight" heißt es und hat - natürlich - Gewalt zum Thema (siehe Infokasten).

Auf diese Weise hoffen die Initiatoren unter Federführung der Caritas zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Zum einen setzt sich der Nachwuchs differenzierter mit dem Thema auseinander, zum anderen werden die Kinder und Jugendlichen dazu gebracht, miteinander zu harmonieren und gemeinsam etwas im wahrsten Wortsinn auf die Beine zu stellen.

Das sehen auch Corinna, Isabell, Ahmet und Sophie so. "Es macht Spaß, auch mit den anderen", sagen sie. Und eigentlich haben sie alle auch gar keine Lust auf Ärger - auch wenn sie selbst schon für welchen gesorgt haben.

"Meist fängt es mit einem blöden Spruch an, in der Regel was ganz Harmloses", beschreibt Sophie die Spirale, die sich in Gang setzt. Nach dem Spruch schaukele sich das Ganze dann immer höher. Zunächst werde versucht, den anderen mit Worten "fertig zu machen". Bleibt das ohne Wirkung, dauere es nicht lange, bis schließlich die Fäuste fliegen.

Die Identifikation miteinander und die gleichzeitige Abgrenzung zu den anderen spielt eine weitere, nicht unerhebliche Rolle. "Kriegt jemand Ärger mit Jugendlichen einer anderen Schule, wird um Hilfe gerufen. Dann kommt Verstärkung", sagt Ahmet.

Dem Caritas-Präventionsprojekt "Stark ohne Gewalt" stehen Sophie, Ahmet & Co. durchweg positiv gegenüber - zumal das Ganze eine willkommene Abwechslung vom Schulalltag ist. "Schließlich haben wir dann schulfrei", strahlt die 13-jährige Corinna.