Haan: Hilfe nach dem Überfall

Inge Kottysch wurde auf der Kirmes ihre gesamte Rente gestohlen. Der Verein Gimme Five ersetzt jetzt der schwerbehinderten Frau das gestohlene Geld.

Haan. Die Zeiten, in denen Inge Kottysch mit einem guten Gefühl durch Haan gegangen ist, sind vorbei. Der 59-Jährigen wurde am letzten Kirmestag ihr Brustbeutel gestohlen. Inhalt: ihre gesamte Rente für den Monat Oktober.

Inge Kottysch war am Nachmittag des 30. September mit ihrem Mann auf der Kirmes unterwegs. Aufgrund einer rheumatischen Erkrankung ist sie auf einen Rollator angewiesen, kommt nur langsam voran. Ihr Mann hatte kurz vorher das Geld bei der Bank abgeholt, das Inge Kottysch in ihrem Brustbeutel sicher verwahrt glaubte.

In Nähe der Marktpassage blieb das Ehepaar beim Autoscooter stehen, schaute den Kindern zu. "Da hat mich jemand von hinten geschubst, und ich fiel auf meinen Mann", erinnert sie sich an den Vorfall. Ihr Mann ging zu Boden, verletzte sich an den Knien, zerriss sich die Hose.

Dass ihr der Geldbeutel fehlte, bemerkte die gebürtige Haanerin erst, als sie am Waffelstand auf der anderen Seite der Kaiserstraße ihre Bestellung bezahlen wollte. "Das war ein großer Schock", sagt sie.

Selbstverständlich erstattete sie bei der Polizei Anzeige. Drei Personen hat sie nach dem Überfall wegrennen sehen. "Aber ob das die Täter waren? Ich weiß es nicht", sagt sie.

Doch nicht nur der Schreck über den Verlust des Geldes bewegt Inge Kottysch immer noch. Auch die Tatsache, dass kein Kirmesbesucher ihr und ihrem Mann zu Hilfe gekommen ist, beschäftigt sie. "Die Leute dachten, wir wären betrunken." Auf die Beine geholfen hat ihnen niemand.

"Dass man sich nicht wehren kann, tut mehr weh als der Überfall selbst", sagt Frank Diedrich. Der erste Vorsitzende des Vereins Gimme Five ist vor drei Jahren erblindet. Seitdem setzen sich er und seine Mitstreiter für Menschen mit Handicap ein. Inge Kottysch zu helfen, war daher selbstverständlich. Der Verein wird ihr das gestohlene Geld ersetzen. Wie viel Geld das ist, wollen weder Frank Diedrich noch Inge Kollysch sagen. "Ich bin dafür sehr dankbar", sagt sie, die sich telefonisch bei dem Verein gemeldet und um Hilfe gebeten hatte.

Gerne unterwegs in Haan ist Inge Kottysch aber immer noch nicht. "Ich habe Angst und schaue mich öfters um." Auch ihr Mann hat den Überfall noch nicht verarbeitet. "Er hat drei Herzinfarkte hinter sich und ist Diabetiker. Es geht ihm gar nicht gut. Der Vorfall hat ihn ein ganzes Stück zurückgeworfen", sagt seine Frau.

Hinweise auf die Täter liegen der Polizei nicht vor. Laut deren Sprecher Frank Sobotta war der Diebstahl des Brustbeutels der einzige Vorfall dieser Art, der während der vier Kirmestage zur Anzeige gebracht wurde.