Haan: Mit Teamgeist zum Beruf

Eine Woche lang nahmen die 86 Neuntklässler der Hauptschule an einem Berufsorientierungscamp teil. Sie haben ihr Wissen vertieft und ihre Stärken entdeckt.

Haan. Jessika Kutz (15) und Marcel Henschel (14) wussten eigentlich schon vor dem Berufsorientierungscamp, welchen Beruf sie einmal erlernen wollen. Die Teilnahme an dem einwöchigen Angebot hat sie jetzt noch sicherer in ihrer Entscheidung gemacht.

"Das mit dem Holz und dem Draht habe ich nicht so gut hinbekommen", sagt die Hauptschülerin. Handwerkliches Geschick braucht sie nach der Schule auch nicht. Sie will schließlich tiermedizinische Fachangestellte werden.

Der Umgang mit Holz und Draht war ein Bestandteil des Projektes, um das sich die Hauptschule zum Diek bei der Stiftung Partner für Schule beworben hatte. "Eigentlich sollte nur eine Klasse außerhalb der Schule in einer Jugendherberge in den Genuss dieses Orientierungscamps kommen", sagt Hauptschulleiter Markus Helf.

Weil er aber die anderen Schüler der neunten Jahrgangsstufe nicht benachteiligen wollten, hat er sich erfolgreich darum bemüht, dass alle 86 Mädchen und Jungen daran teilnehmen durften.

Die ersten beiden Tage verbrachten sie in der Düsseldorfer Wirtschaftsschule Paykowski, mit der die Hauptschule bereits in der Vergangenheit zusammengearbeitet hatte. "Es ist wichtig, dass die Schüler aus der Schule kommen und ’mal unabhängig vom Klingelzeichen arbeiten können", sagt Klassenlehrerin und Koordinatorin der Berufswahlvorbereitung Karla Faoro. "Es ging viel gelassener als in der Schule zu", bestätigt Marcel Henschel.

"Wir haben verschiedene Tests zum Allgemeinwissen gemacht, mussten in der Gruppe eine Wohnung einrichten, Bilder spiegelverkehrt nachzeichnen und eine standfeste Brücke aus Papier bauen", zählt Jessica Kutz nur einige der vielen Aufgaben auf, die die 14- bis 15-Jährigen erfüllen mussten.

Darüber hinaus erhielten die Schüler Tipps für eine erfolgreiche Bewerbung, lernten, dass sie am Telefon entspannter klingen, wenn sie aufstehen oder während des Gesprächs lächeln und wurden live zu Thyssen-Krupp geschaltet, um dem Ausbilder dort vom Klassenzimmer aus Fragen zu stellen.

Gestern schrieben die Hauptschüler ihren Lebenslauf und verfassten ein Bewerbungsschreiben auch im Hinblick auf die dreiwöchigen Praktika, die sie nach den Herbstferien beginnen werden. Helf: "Jetzt haben die Schüler eine erste Gelegenheit, das Gelernte unter Beweise zu stellen."

Jessika Kutz und Marcel Henschel haben ihre erste erfolgreiche Bewerbung auf jeden Fall schon verschickt. Während die 15-Jährige bei einem Tierarzt in Gruiten den Alltag mit Tieren kennen lernen wird, hat sich der 14-Jährige, der auch Geschäftsführer der Schülerfirma "Holzwurm" ist, erfolgreich um ein Praktikum bei der Deutschen Bank beworben.

"Wenn man gut ist, dann wird einem dort ein Ausbildungsplatz reserviert", sagt Marcel Henschel. Dass das so eintreffen wird, daran hat auf jeden Fall Karla Faoro keine Zweifel: "Du wirst ja die mittlere Reife machen. Da bin ich mir ganz sicher."

Zum Abschluss des Camps trainieren die Schüler heute noch einmal ihr Selbstbewusstsein und pflegen den Teamgeist. "Wir fahren zum Unterbacher See. Ein Teil der Schüler wird dort klettern, der andere Teil Flösse bauen. Und zum Abschluss wird gegrillt", sagt Helf. "Das ist ausdrücklich in dem Konzept so vorgesehen."