Heimat: Hochdahls vergessene Bürger

Die Hochdahlerin Gudrun Bertram initiiert eine Unterschriftenaktion, weil es ihrer Meinung nach jede Menge Probleme in dem Stadtteil gibt.

Hochdahl. Gudrun Bertram fühlt sich Hochdahl verbunden. Sie ist dort aufgewachsen - und wohnen geblieben. Für die 54-Jährige ist der größte der drei Stadtteile mehr als eine Adresse für die Nacht. "Ich lebe hier", sagt sie. Früher hätte sie noch ein "gerne" angefügt. Diese Zeiten sind für sie vorbei.

"Hochdahl ist heute ein mit allen Problemen behafteter Stadtteil", sagt Bertram. Die Straßenkriminalität sei hoch, die Sauberkeit liederlich, die Freizeitangebote mäßig. "Hochdahl ist trostlos geworden", meint Bertram - und hat diesen Satz auf einen offenen Brief gesetzt, den sie Gleichgesinnten zur Unterschrift vorlegt. "Rund 150 Leute haben bisher unterschrieben." Eine der Adressaten für ihre Wunschliste der Änderungen ist die Werbegemeinschaft. Deren Vorsitzende heißt Sara Willwerth.

Die Buchhändlerin sieht zwar auch zahlreiche Probleme in dem Stadtteil wie mangelhafte Sauberkeit, das Fehlen kontinuierlicher Jugendarbeit und zunehmende Kriminalität ("Vor allem Ladendiebstähle") - in der Rolle des großen Kümmerers sieht sie sich und die Werbegemeinschaft allerdings nicht. "Wir versuchen ja, was zu machen", sagt sie und verweist auf das "Fest der Emotionen" vor zwei Wochen und ein Kinderfest im September. "In erster Linie sind wir aber Kaufleute." Grundsätzlich begrüße sie jedoch den Vorstoß von Gudrun Bertram, den Stadtteil ins Gespräch zu bringen.

Auch wenn Bürgermeister Arno Werner die Probleme Hochdahls klein redet ("Der Arbeitskreis ,Innere Sicherheit’ hat seine Themen abgearbeitet"), gibt der neue Leiter der Erkrather Polizei auf der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses am 23. August Auskunft über die Situation in Hochdahl.

Der Forderung seiner CDU-Parteifreundin und Vorsitzende des Bürgervereins Hochdahl, Bärbel Auer, nach einem Sicherheitsdienst erteilt Werner jedoch eine Absage. "Zurzeit drängt sich da nichts auf."

Auch Handlungsbedarf jenseits kriminalstatistischer Fallzahlen sieht er nicht. "Dem Einzelhandel in Hochdahl geht es mit weniger Leerständen besser als dem in Alt-Erkrath, die Umgestaltung der Sandheide steht an, und die Neupflasterung des Hochdahler Marktes trägt zu einem besseren Umfeld bei." Hochdahl sei kein vergessener Stadtteil.

Gudrun Bertram kann das alles nicht überzeugen: "Für Hochdahl gibt es viel zu tun!" Dazu gehört ihrer Meinung auch eine Einladung an den Weihnachtsmann, es sich auf einem Markt in Hochdahl gut gehen zu lassen.