Flüchtlinge feiern das Fest mit Ersatzfamilie Vanders
In der Unterkunft am Niederbeckweg werden Renate und Peter Vander mit 15 neuen Mitbürgern heute am Heiligabend beisammensein.
Ratingen. Fast könnte man meinen, Peter und Renate Vander sind mit ihren erwachsenen Kindern unterwegs, um die letzten Einkäufe für das Festessen am Heiligen Abend zu besorgen — aber auch nur fast. Denn die Vanders sprechen Englisch mit ihren Begleitern. Und wenn das nicht mehr geht, gibt es immer noch Hände und Füße. Der 24-jährige Mohammad aus Syrien lebt seit drei Monaten in der Flüchtlingsunterkunft am Niederbeckweg, in der sich das Ehepaar Vander ehrenamtlich engagiert. So auch am heutigen Heiligabend.
Am späten Nachmittag kommt unter anderem der 22-jährige Ammar, um Hühnchen auf arabische Art zu kochen, während Renate Vander Hähnchenbrust mit Sahnesoße zaubern wird. Anschließend geht es dann gemeinsam in die Unterkunft, um in einem festlich geschmückten Raum gemeinsam zu essen: „Wir werden etwa 15 Gäste haben. Ein großer Teil aus Syrien, dazu noch einige Bewohner aus Mazedonien“, freut sich Renate Vander.
Für die jungen Syrer, bis zu ihrer Flucht alle Studenten, ist es nicht die erste Berührung mit Weihnachten: „In der Nachbarschaft haben einige Christen gelebt. Wir haben unsere religiösen Feste immer zusammen gefeiert, da gab es kein Gegeneinander. Wir waren Freunde und gute Nachbarn“, erinnert sich Mohammad, der schon gut Deutsch spricht, aber für intensivere Gespräche lieber auf Englisch zurück greift.
Gemeinsam mit Ammar und dem 20-jährigen Moustafa begleitet er die Vanders in einen großen Supermarkt — und lässt gleich seinen Charme spielen, als er höflich einer älteren Frau mit ihrem Einkaufswagen Platz macht.
Die ist ganz begeistert: „Vielen Dank, die jungen Männer waren gerade da vorne schon so unheimlich höflich. Das ist wirklich toll.“ Zwei Einkaufswagen sind am Ende gut gefüllt mit allem, was für das Festmahl nötig ist, an dem heute Abend einige Erwachsene und auch Kinder teilnehmen werden. Für die Vanders ist die ungewöhnliche Gesellschaft kein Problem: „Wir verbringen traditionell heute nur den Nachmittag mit unseren Kindern in der Kirche, der Abend gehört ihnen. Und dann können wir hier auch etwas Gutes tun“, sagt Peter Vander, der sowohl am Gratenpoet als auch Niederbeckweg mehrfach den Nikolaus gab für die Kinder.
Die hatten vorher mit den Eltern von Renate Vander eine kurze Einführung in die weihnachtliche Tradition bekommen. Mohammad freut sich auf den heutigen Abend, nachdenklich ist er trotzdem: „Meine Familie ist noch in Syrien, sie fehlen mir.“ Dann lächelt er Renate Vander an: „Aber die Vanders sind so nette Menschen, sie sind so etwas wie eine Ersatzfamilie für mich. Das ist toll.“