Freiwillige Helfer möbeln neue Flüchtlingsunterkunft auf
An der Josef-Schappe- Straße in Ratingen Ost sind gestern Syrer und Iraker eingezogen. Esprit-Mitarbeiter halfen unter anderem beim Einzug.
Ratingen. Seit gestern leben Flüchtlinge im Gebäudekomplex an der Josef-Schappe Straße. Gegen 11 Uhr wurde der erste Bus mit Familien erwartet: Sie kamen unter anderem aus den Unterkünften Karl-Mücher-Schule und Bismarckstraße. Noch während des Einzuges wurde kräftig gewerkelt. Viele Ehrenamtliche, darunter auch zwei Teams von Esprit, waren kurzfristig divsersen Hilferufen gefolgt und hatten sich mit Akkuschrauber und weiterem Werkzeug an die Arbeit gemacht.
In Rekordzeit hatte die Stadt das ehemals als Bürohaus errichtete Gebäude umbauen lassen. Erst Ende vergangener Woche hatte Reiner Lorenzen, erster Hausmeister für alle Ratinger Unterkünfte, von dem bevorstehenden Einzug erfahren. Und gleich die Alarmglocken geläutet: Denn für den Aufbau von Betten, Möbeln und Kücheneinrichtungen wurden helfende Hände gesucht. Schnell wurde ein Aufruf via Facebook gepostet.
Angelika Hannig, Personalentwicklerin beim Moderiesen Esprit, war im Verteiler, und sofort wurde in der internen Gruppe „Esprit Cares“ geworben. In Teams schufteten größtenteils Damen unter anderem aus der Marketingabteilung gutgelaunt im Erdgeschoss, um vor der Ankunft der ersten 140 Flüchtlinge die wichtigsten Räume fertig zu bekommen.
Eine Etage darüber war auch Mona Schmadl von der Unternehmenskommunikation im harten Schrauber-Einsatz. „Die Care-Gruppe wurde 2014 gegründet, um sich an allen Standorten sozial zu engagieren“, sagte sie. Wichtig: Alle Kollegen helfen in der Freizeit. Auch gestern Morgen haben die beiden Teams erst einmal ausgestempelt, bevor man gemeinsam zur Unterkunft ging. Der Einsatz an der Schappe-Straße kam so kurzfristig, dass Hannig auch noch Freunde und Bekannte ansprach, und sogar auch in ihrer Kino-Gruppe habe sie um Helfer geworben, sagte sie. In Drei-Stunden-Schichten waren sie und ihre Kollegen vor Ort, danach ging es wieder an den regulären Arbeitsplatz. Hannig sieht den Einsatz aber auch als positiven Effekt fürs „Teambuilding.“
Hausmeister Lorenzen dagegen war vor allem froh, zunächst einmal die vielen Betten aufgebaut zu bekommen. Mittlerweile müsse man die Gestelle in der Türkei bestellen. der Markt ist leergefegt. Einmal seien 400 Stück während des Transports verschwunden. Er hat genau auf die Uhr geschaut: „Zwei Leute brauchen eine Dreiviertelstunde, um ein Bett aufzubauen.“ Da war gestern jede Hand höchst willkommen. Die hellen Zimmer sind karg eingerichtet: Etagenbetten und ein, zwei Schränke. An den Türen hingen am Morgen die Namen der Iraker und Syrer, die dort einziehen. „Für viele Flüchtlinge sind es die ersten Türen, die sie seit Monaten hinter sich schließen können“, sagte Lorenzen. Denn in den Turnhallen und ähnlichen Massenlagern habe es keinerlei Privatsphäre gegeben. Hustet nachts jemand, sind alle wach, macht einer das Licht an, ebenso. Das zerrt auch an den Nerven. Nun gibt es die Chance, dass die Flüchtlinge ein wenig zur Ruhe kommen. Vorhänge fehlten gestern noch: „Das haben eben Männer geplant.“ In anderen Unterkünften habe man Folien an den Fenstern angebracht.