Homberg: Pilger mit Liebe zur Musik
Menschen: Peter Peiffer ist Rentner. Aber von Ruhestand ist keine Spur. Er baut Dudelsäcke und Drehleiern und reist dafür durch Europa.
Homberg. Peter Peiffer ist ein Mann, der das Wort Ruhestand nicht ernst nimmt - und noch nie ernst genommen hat, obwohl er seit gut elf Jahren Rentner ist und sich von seinem Schreinereibetrieb verabschiedet hat. "Mein Sohn leitet jetzt den Betrieb. Ich habe damit nichts mehr zu tun", sagt der 75-Jährige - aber ohne Wehmut.
Denn Peiffer ist ein Mann, der trotz Ruhestand weiß, wie er seine Zeit sinnvoll verbringen kann. Er baut leidenschaftlich gern Instrumente: Dudelsäcke, Drehleiern und Hackbretter finden sich bei ihm zuhause wieder.
Wie er zum Instrumentenbau gekommen ist, ist außergewöhnlich. Denn Peiffer hatte bis auf seine Mitgliedschaft im Kirchenchor der katholischen Gemeinde Homberg nicht viel mit Musik zu tun. Doch irgendwann habe ihn das Interesse an diesen Instrumenten gepackt, sagt er.
Wer sich jedoch ein wenig länger mit dem ehemaligen Schreinermeister unterhält, erfährt, dass der Mann voller Aktivität und Neugierde steckt. Da fallen Sätze wie: "Ich bin Mitglied in einer Dudelsack-gruppe", "Die Konzerte mit meinem Musikerfreunden im ganzen Rheinland machen Spaß" und "Ich pilgerte auf dem Jakobsweg in Santiago de Compostela, lange bevor Hape Kerkeling überhaupt daran gedacht hat."
Und genau die Pilgerreisen waren es, die Peiffer in den 80er- Jahren dazu brachten, Dudelsäcke und Drehleiern zu bauen. Denn diese Instrumente wurden im Mittelalter auf den Pilgerreisen nach Santiago, Rom und Jerusalem gespielt. "Ich habe mir dann Bauanleitungen gekauft und bin zu Fachleuten nach Holland und Frankfurt gereist, um von ihnen das Instrumentenbauen zu lernen", erzählt Peiffer.
Einfach sei das nicht gewesen, auch wenn er als Schreinermeister ein gewisses handwerkliches Talent habe. "Doch Instrumente zu bauen, erfordert viel mehr Präzisionsarbeit, als wenn ich einen Tisch oder einen Schrank zimmere. Außerdem braucht es ein gutes Gehör, um zu hören, ob die Töne auch stimmen, wenn das Instrument fertig ist", erklärt Peiffer. Doch genau diese Herausforderung habe ihn gereizt. Die Instrumente, die er baut behält Peiffer. "Ich will damit kein Geld verdienen, es ist ein Hobby."
Zu seinen Steckenpferden gehört auch das Beiern. Das Besondere an der Methode zum Erzeugen von Glockenmelodien: Im Gegensatz zum Läuten der Glocke entsteht die Melodie durch das Schwingen von Klöppeln. Dabei werden die Klöppel über Seilzüge per Hand oder Fuß gegen die dickste Stelle der Glocke geschlagen. "Das gibt einen ganz besonderen Klang", bemerkt Peiffer, der das Beiern in die Kirche St. Jacobus in Homberg gebracht hat.
Nun können an verschiedenen Tagen im Jahr Kirchenbesucher das Beiern erleben. Welche Instrumente Peiffer noch bauen will, weiß er noch nicht. Aber der Pilger mit der Liebe zur Musik wird auch in Zukunft das Wort Ruhestand nicht ernst nehmen und sicherlich noch auf eine Idee kommen.