Ratingen. Mit reichlicher angekratzter Stimme, aber sonst im Vollbesitz ihrer geistigen und körperlichen Kräfte blickten Gero (I.) und Steffi (I.) Keusen gestern wehmütig auf die verflossene Session zurück. "Wir sind physisch an unsere Grenzen gestoßen, aber es hat Riesenspaß gemacht. An diese wunderbare Stimmung werden wir uns immer dankbar erinnern." Ein Hauch von Melancholie kam auf, als Gero beim Sessionsausklang, zu dem der Karnevalsausschuss - mittlerweile zum elften Mal - Freunde und Förderer ins Innside-Hotel eingeladen hatte, seine ganz persönliche Bilanz der wenigen, aber umso intensiveren Karnevalswochen zog.
Prunkwagen wurde beim Rangieren beinahe verschrottet
Und wo er schon einmal am Plaudern war, erzählte er auch von dem großen Drama, das sich nur als Gerücht verbreitet hatte, der breiten Öffentlichkeit aber nahezu verborgen geblieben war. "Am Sonntag war ich zwölf Stunden lang ohne Prinzenwagen", erinnerte sich Gero an die schlimmsten Stunden seiner Amtszeit. Als er winkend und lächelnd beim Lintorfer Kinderzug auf der Ehrentribüne stand, habe man ihm scheibchenweise zugetragen, dass sein Prunkwagen Totalschaden erlitten hätte. Erst hieß es: Deko beschädigt, dann: kompletter Aufbau zerstört, dann: Achse gebrochen... "Und ich musste immer weiter lächeln und winken." Tatsache war, dass beim Rangieren und Herauffahren aus der Wagenbauhalle der Prinzenwagen erheblich ramponiert wurde - und der Prinz einen "ganz dicken Hals" bekam. Mit einigen Helfern, eiligst aufgetriebenem Material und einer Nachtschicht in der Halle war das Prunkgefährt dann doch wieder startklar für den Rosenmontagszug - die Krönung der Session. Für Gero waren aber die Zuschauer entlang des Zugweges "die wahren Helden des Karnevals". "Dass sie trotz des grausigen Wetters ausgeharrt und uns mit fröhlichen Augen zugejubelt haben, ist aller Ehren wert." Große Anerkennung zollte er auch den Karnevalsgesellschaften, die sich - ohne Rampenlicht - auch in Seniorenheimen oder Kindergärten engagieren und dort Frohsinn verbreiten. "Das ist Karneval an der Basis." Auch dass er viele (vorher skeptische) Schützen für die närrische Sache begeistern konnte, nimmt Gero aus dieser Session mit. "Ich glaube, der Brückenschlag zwischen Winter- und Sommerbrauchtum ist gelungen." Einen allerletzten Orden hatte er sich noch aufgehoben - für seine "wunderbare Steffi". Mit drei leisen "Helau" trat das sympathische Prinzenpaar ab. "Wir verschwinden jetzt im Geschichtsbuch des Ratinger Karnevals."