Ratingen. Durch Berge von Papier hat er sich gewühlt, Akten gewälzt und Urkunden geprüft - und das ganze fünf Jahre lang. Helmut Pfeiffer ist ein wirklich ehrgeiziger Mann, wenn es um seinen Verein, die St. Sebastiani Schützenbruderschaft, geht. Die feiert in diesem Jahr ihren 575. Geburtstag. Und dazu sollte - so die Idee von Pfeiffer vor fünf Jahren schon - ein Buch herauskommen, das die Geschichte der Schützen in Ratingen dokumentiert. Und genau das ist jetzt geschehen - dank Pfeiffers Fleißarbeit.
Aus dem Privatvergnügen entstand die Idee zum Jubiläumsbuch
"Die Idee entstand, nachdem ich aus privatem Interesse in alten Originaltexten der Bruderschaft gelesen hatte", erzählt Pfeiffer. Er habe zunächst nur einen Text von Heinrich Büter gelesen, der sich bereits 1958 mit der Geschichte der Bruderschaft beschäftigt hatte. "Die Lektüre war der Anstoß, mich intensiver mit dem Verein zu beschäftigen." Und im Laufe der Auseinandersetzung mit dem historischen Fundmaterial schlug Pfeiffer seinen Schützenbrüdern dann vor, dass der Verein doch ein Buch zum Jubiläum veröffentlichen könnte. Weil die anderen aus der St. Sebastiani-Bruderschaft von Pfeiffers Vorschlag begeistert waren, machte sich der damals 68-Jährige an die Arbeit, besuchte das Stadt- und das Pfarrarchiv und recherchierte in alten Aufzeichnungen des Vereins. Und dabei habe er, sagt der Chronist, die eine oder andere Sache erfahren, die er vorher nicht wusste. "So gab es ein Schützenhaus und eine Schützenbahn schon 100 Jahre bevor es überhaupt die St. Sebastiani Bruderschaft gab", sagt Pfeiffer und fügt hinzu: "Das ist ein Hinweis, dass es schon vorher Schützen in der Stadt gegeben hat." Und nach Recherchen im Stadtarchiv fand Pfeiffer dann auch heraus, dass es in Ratingen tatsächlich schon im 13. Jahrhundert Wehrleute gegeben hat.
436 Seiten voller Geschichten und Anekdoten der Bruderschaft
Diese und weitere Geschichten finden sich in dem 436 Seiten starken Werk mit seinen zahlreichen und gut erhaltenen Urkunden, Dokumenten und Zeugnissen. Zu lesen und zu sehen ist unter anderem auch die Stiftungsurkunde der Schützengemeinschaft. Das Dokument ist aus dem Jahr 1433 und gilt ebenfalls als erste Satzung der damals offiziell zusammengeschlossenen Bruderschaft. Darin ist nicht nur festgeschrieben, wie die Schützen den St. Sebastiani-Tag feiern, sondern auch, wie sie einem verstorbenen Bruder die letzte Ehre erweisen sollen. Das "Geschichtsbuch" über die Schützen ist aber auch für viele Familienforscher lesenswert. Denn unter den 80 Fotografien und Abbildungen finden sich auch Auszüge aus alten Schießlisten. Das daraus zusammengestellte alphabetisch geordnete Personenverzeichnis ist eine wahre Fundgrube für alle, die mehr über ihre Ahnen wissen wollen. So erfährt der ein oder andere vielleicht, dass sein Vorfahre schon ein leidenschaftlicher Schütze der St. Sebastiani-Brüder war - so wie es heute Helmut Pfeiffer ist und der in zukünftigen Jubiläumsbüchern sicherlich auftauchen wird.