Kultur trotz knapper Kasse

Die Stadt verteilt mehr als 50 000 Euro an Vereine. Der Höseler Knabenchor erhält mit 10 000 Euro einen der größten Zuschüsse.

Ratingen. Kultur, das ist mehr als nur das Sahnehäubchen auf dem mitunter trockenen Alltagskuchen. Kultur ist ein Standortfaktor, der bei manchem Chef gleichberechtigt neben Verkehrsanbindung und Gewerbesteuersatz rangiert. Und deshalb ist es auch folgerichtig, dass die Stadt sich Kultur leistet - auch in finanziell schwierigen Zeiten. Ob Chöre, Theater, Literatur, Heimatgeschichte, Brauchtum - die Kultur in Ratingen ist bunt, vielfältig und lebendig.

Mehr als 50 000 Euro schüttet die Stadt in diesen Tagen an die örtliche Kulturszene aus. Das hört sich viel an, ist aber auf die Vielzahl der Vereine verteilt, ein überschaubarer Betrag. Den wollte die Verwaltung angesichts der sich verschärfenden Haushaltslage kürzen, doch die Politik sagte dazu Nein und setzte eine gleichbleibende Ausschüttung durch.

Ob diese Summen auch in Zukunft fließen werden, ist jedoch fraglich, vor allem wenn die Kassenlage sich weiter verschlechtert.

Einige Veränderungen hat es jetzt schon gegeben: Der Zuschuss für den Ratinger Kulturbund (3000 Euro) wird nach dessen Auflösung umgeschichtet auf die Veranstalter des Ratinger Kulturtages, die 1000 Euro für den aufgelösten Verein "Cantare", der jahrelang die Ratinger Bachtage veranstaltet hatte, kommen anderen Vereinen zugute.

Mit Finanzhilfe der Stadt können die Ratinger Chöre rechnen: der Knabenchor Hösel, der Konzertchor 73 sowie der Ratinger Kammerchor. Die Höseler erhalten mit 10 000 Euro einen der größten Zuschüsse. Im vergangenen Jahr hatte es heftige Debatten über einen 35000-Euro-"Nachschlag" gegeben, der dem finanziell arg gebeutelten Knabenchor das Überleben sichern sollte. Die Summe war als Bürgschaft beantragt worden, was angesichts der Schuldenlast rechtlich aber nicht zulässig war. Also wurde das Geld als Zuschuss gezahlt - "einmalig", wie die Befürworter damals betonten.

Der Konzertchor 73 bekommt in diesem Jahr einen Zuschlag (10500 statt bisher 8000 Euro), weil der Chor im Oktober mit 135 Personen in Tel Aviv das Oratorium "Elias in Israel" mit dem Israel Chamber Orchestra aufführen wird.

Unterstützt werden auch "Musica Sacra" sowie der Kulturkreis Hösel mit jeweils 1500 Euro. Die "Zeltzeit", das Pfingstfestival am Grünen See, fördert die Stadt weiterhin mit 8000 Euro, und auch der Literaturkreis "Era", die Galerie Kunstturm und das Eisenzeitliche Gehöft am Grünen See bekommen Unterstützung. Die Laientheatergruppen stehen mit insgesamt 6000 Euro auf der Förderliste, ebenso der Ratinger Heimatverein, die Lintorfer Heimatfreunde, die Ratinger Jonges und weitere Vereine.

Mit einem ordentlichen Zuschuss aus dem Kulturetat können außerdem die Ratinger Brauchtumsvereine rechnen. Fast 30 000 Euro bekommen der Karnevalsausschuss und das Ratinger Kinderkarnevalskommitee sowie die Ratinger Schützenbruderschaften. Die Martinszug-Vereinigung erhält pro Laternenkind 77 Cent an finanzieller Zuwendung.