Nach 24 Semestern: Student mit 70 - „Dann hab’ ich mal eine Klausur geschrieben“

Mit 70 Jahren hat Detlef Jankowski sein Studium beendet. Geschichte war schon immer sein Hobby.

<strong>Wülfrath. Der Älteste? "Nein”, sagt Detlef Jankowski. "Der war ich lange nicht.” Auch eine 84-jährige Seniorstudentin wurde in der Feierstunde ausgezeichnet - für eine erfolgreiche Promotion. Ein Doktortitel mit 84! "Stramme Leistung”, sagt Detlef Jankowski. "Davor habe ich Respekt.”

"Ich habe doch so lange gebraucht"

Andere würden das auch über seine Leistung sagen. Doch der 70-Jährige winkt ab. "Ich habe doch so lange gebraucht.” Jankowksi ist in der besagten Feierstunde mit dem Grad eines "Magister Artium” ausgezeichnet worden. Ort des Geschehens war die Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf. Mit 58 Jahren, mit Beginn seines Ruhestandes, hatte Detlef Jankowski noch einmal ein Studium begonnen. Jetzt, nach 24 Semestern, hat er dieses erfolgreich abgeschlossen. Der Senior lächelt: "Ich habe damals angefangen zu studieren, um nicht einzurosten.” Damals, das war 1994, als er als Geschäftsführer der Harzer Dolomitwerke und Prokurist bei den Rheinischen Kalksteinwerken in den Ruhestand ging. Sein Metier bis dahin: Die Wirtschaftswissenschaften und das Finanzwesen. Sein Fachbereich heute: die Geschichte. Vom "Generalkapitel und Spiritualität der Bursfelder Kongregation bis 1500” handelt seine Examensarbeit. "Man hört es ja immer wieder. Als Rentner fällt man in ein Loch", sagt Jankwoski. Was tun mit der ganzen Freizeit? Werde ich nicht mehr gebraucht? Solche Fragen stellen sich viele, die aus dem Berufsleben ausscheiden. "Um nicht in dieses Loch zu fallen, habe ich mich gleich eingeschrieben." Die Idee war, ein lange gehegtes Hobby zu einer richtigen Tätigkeit zu machen. Denn Jankwoski interessierte sich schon seit Schulzeiten für Geschichte. "Ein Feuer, das mein damaliger Deutschlehrer in mir entfacht hat." Auch während des Berufslebens pflegte er das Hobby quasi "nebenher". Er schrieb Aufsätze für die "Germania Benedicta" eine Aufsatzsammlung über die Geschichte der deutschen Benediktinerklöster.

Als das Studium zum Selbstläufer wurde

Ganz ohne Prüfungsabsichten ist er als Seniorstudent an die Uni gegangen. Wie es kam, dass er sie nun als erfolgreicher Prüfling (Note: 2,0) wieder verlassen hat, erklärt er so: "Am Anfang habe ich nur Vorlesungen besucht." Irgendwann setzte er sich in ein Proseminar - aus Interesse. "Dann habe ich mal eine Klausur mitgeschrieben und merkte - es geht noch." Ab da wurde das Studium zum Selbstläufer. Für seine Studienschwerpunkte, die mittelalterliche und die alte Geschichte, lernte er Italienisch. Sein Schullatein reichte noch für antike und mittelalterliche Originaltexte. Am meisten Spaß machte dem Senior aber der Austausch mit den Kommilitonen - in Lerngruppen und in Freistunden. "Das war ein sehr schöner Austausch zwischen Alt und Jung. Man weiß einfach, was die Jugend bewegt." Einen Studienplatz, so betont er, habe er niemandem weggenommen. Doch wurde es irgendwann Zeit, das Studium zu beenden. Der Grund: "Es wurde irgendwann zu teuer." Auch ein Seniorstudent zahlt Studiengebühren. 800 Euro pro Semester.

Vorlesungen werden nun mit der Gattin besucht

Auch nach dem Examen lässt Detlef Jankowksi die Uni nun aber nicht los. Gemeinsam mit Gattin Brigitte besucht er weiter Vorlesungen - in Kunstgeschichte. Und in seinem Arbeitszimmer sieht es auch schwer nach Recherchen aus. Folgt vielleicht jetzt eine