Tiefenbroich: Am Rosenkothen - Eine Lösung für das Parkchaos
Für den Esprit-Lagerverkauf werden 240 neue Parkplätze angelegt. Die Bagger arbeiten schon, obwohl die Änderung des Bebauungsplans noch nicht beschlossen ist.
Tiefenbroich. Die Straße Am Rosenkothen ist auch Leuten ein Begriff, die Ratingen auf der Karte suchen müssen. Wer aus dem Ruhrgebiet oder der Kölner und Aachener Region nach Ratingen kommt, hat vor allem an Wochenenden nur diese Straße im Tiefenbroicher Gewerbegebiet als Ziel vor Augen. Dort liegt nämlich der auch überregional begehrte Fabrikverkauf des Modekonzerns Esprit. Das Verkehrs- und Parkchaos ist bekannt, verkehrslenkende Maßnahmen blieben bislang nur Stückwerk.
Wie bereits berichtet, will Esprit die Verkaufsfläche seines "Outlet-Stores" um 500 Quadratmeter erweitern, was die Lage an der Straße Am Rosenkothen sicher nicht entspannen dürfte. Mit einer Bebauungsplanänderung soll jetzt der Weg frei gemacht werden für den Bau eines großen Parkplatzes. Bei weiter steigendem Bedarf kann der sogar mit einem zusätzlichen Parkdeck aufgestockt werden.
Die Anwohner dürften die Pläne zwiespältig aufnehmen: Einerseits werden die zusätzlichen Parkplätze zu einer spürbaren Entlastung bei der Verkehrsbelastung führen. Auf der Suche nach einem Stellplatz drehen die Besucher des Outlet-Stores nämlich zahlreichen Runden durch die Wohnstraßen. Lärmbelästigung, Abgase und wild geparkte Fahrzeuge sind ärgerliche Folge.
Andererseits fürchten die unmittelbaren Anrainer statt eines bisher weiten Blickes über Ackerflächen künftig die Ansicht eines großen Parkplatzes, schlimmstenfalls eines Parkhauses. "Das Gelände wird komplett mit Bäumen umpflanzt", versucht Planungsamtsleiter Michael Hölzle die Befürchtungen zu zerstreuen. Außerdem soll ein Lärmgutachten zeigen, ob auch ein aktiver Lärmschutz errichtet werden muss.
Was allerdings irritiert, ist die Tatsache, dass die Beschlussvorlage der Verwaltung gerade erst druckfrisch an die Politiker verteilt wurde, in Tiefenbroich die Bagger aber längst Fakten geschaffen haben. Der Acker ist planiert, die künftige Parkfläche schon mit Schotter bedeckt. Dabei müsste die Bebauungsplanänderung sowohl in den Fachausschüssen als auch im Rat beraten und abgesegnet werden. Wegen "Dringlichkeit" ist sie kurzfristig auf die Tagesordnungen gesetzt worden. Außerdem ist vorgeschrieben, die Öffentlichkeit zu beteiligen.
Das städtische Gelände war bisher als Erweiterungsfläche für den Tiefenbroicher Friedhof vorgesehen. Durch die steigende Zahl von Einäscherungen und kürzere Ruhezeiten in den Gräbern, ist der Flächenbedarf allerdings so weit zurückgegangen, dass die Stadt auf dieses Areal verzichten kann. Es soll stattdessen an Esprit verpachtet werden. Und der Modekonzern ist dringend darauf angewiesen.
Denn die geplante Erweiterung der Verkaufsfläche führt dazu, dass sich die Richtzahl für den Stellplatzbedarf drastisch verändert: Bisher mussten pro 30 bis 50 Quadratmeter Verkaufsfläche ein Stellplatz nachgewiesen werden, künftig pro zehn Quadratmeter ein Parkplatz. Das Planungsamt setzt diesen Maximalwert an, weil "von einer besonders intensiven Nutzung" ausgegangen werden muss.
Rein rechnerisch ergibt sich bei 2130 Quadratmeter Verkaufsfläche also ein Bedarf von 213 Stellplätzen. Durch das überregionale bis bundesweite Einzugsgebiet werde aber ein noch höherer Ansatz nötig: 242 Stellplätze - plus 20 Stellplätze für den Friedhof. Sollte dieses Parkplatzangebot bei steigendem Bedarf nicht reichen, könnte eine Parkebene mit über 200 Plätzen darüber gebaut werden.