Ratingen: „Die Leute hungern jetzt richtig nach Blumen und Sonne“
Sonnenschein satt, blauer Himmel und Frühlingstemperaturen.
Ratingen. Nach dem Winter, der keiner war, sehnen sich die Menschen jetzt nach dem Frühling. Die Nachttemperaturen lassen dabei allerdings nicht vergessen, dass es erst Mitte März ist. Den Tagestemperaturen von rund 17 Grad stehen noch Nachtwerte um den Gefrierpunkt gegenüber. "Am Samstag früh war mit minus 0,4 Grad die monatstiefste Temperatur", hat Klaus Mönch gemessen. Der Mitarbeiter des Grünflächenamtes zeichnet seit Jahren die Wetterdaten in Ratingen auf. So seien die derzeitigen Werte sicher hoch, aber nicht ungewöhnlich. "1994 hatten wir sogar schon einmal im Februar 15 Grad und am 9. März 1997 waren es sogar 19 Grad." Vor einem Jahr hatte allerdings der schier endlose Winter alles noch fest im Griff. "Tageshöchstwert ein Grad plus, nachts minus vier Grad", hat Mönch in seinen Unterlagen herausgefunden.
Jetzt sei aber die Natur ihrer Zeit weit voraus - um drei bis vier Wochen. Die Stadtgärtner haben dem bereits Rechnung getragen und an etlichen Stellen schon die Frühjahrsbepflanzung gesetzt. So ist das Beet an der Kreuzung Hauser Ring/Mülheimer Straße bereits ein Meer von Stiefmütterchen. Hauptsächlich seien die Gärtner aber noch mit der Beseitigung der Sturmschäden auf den Friedhöfen beschäftigt. Mönch: "Ich denke nicht, dass wir noch einmal Frost bekommen - vielleicht an den Eisheiligen." Ob man kälteempfindliche Pflanzen jetzt schon nach draußen stellen kann, müsse jeder selbst entscheiden. "Ich übernehme keine Verantwortung für erfrorene Oleandersträucher oder Zitronenbäumchen."
In den Ratinger Gärtnereien und Gartencentern herrscht seit Wochenbeginn Hochbetrieb. "Die Leute hungern richtig nach Blumen", deutet Gärtnermeister Christian Jakob von "Schleys Blumenparadies".
Zurzeit werde wie verrückt gekauft: Stiefmütterchen, Primeln, Bellis, abver auch vorgetriebene Tulpen und Narzissen. Die seien alle unempfindlich gegen tiefere Nachttemperaturen. "Wie wild" gekauft werden aber auch Gehölze, die in Kürze blühen: winterharte Kamelien, Mandelbäumchen, Blutpflaume, Kirsche. Sogar Geranien und Margeriten seien jetzt schon zu haben. "Und sie werden auch schon gekauft - der Bedarf ist da", weiß Jakob. Falls es doch noch einige frostige Nächte geben sollte, können diese empfindlichen Pflanzen mit einem Vlies abgedeckt oder geschützt an der Hauswand plaziert werden."
Etwas "Glücksspiel" ist sicher dabei, sich jetzt schon mit der Blütenpracht einzudecken. "Falls durch Frost die Blumen kaputt gehen, wäre das sicher schade, aber gut für den Umsatz", kommentierte ehrlich ein anderer Vertreter eines Gartencenters.