Stadtmarketing: Ratingen als Marke etablieren
Unklare Strukturen haben im Stadtmarketing bisher den Elan der freiwilligen Akteure gebremst. Jetzt sollen Profis ran.
Ratingen. Wenn es in jüngster Zeit darum ging, etwas für Ratingen auf die Beine zu stellen, um die Stadt attraktiver zu machen, dann waren schnell Frust und Resignation mit im Spiel: Zu lang die Entscheidungswege, zu diffus die Strukturen, zu gegensätzlich die Interessen der Beteiligten. Als am Dienstag der Vorstand des Stadtmarketing-Beirats vor die Öffentlichkeit trat, war die Stimmung dagegen fast euphorisch. Johannes Werner, einer von sieben Vorständen, brauchte nur zwei Worte dafür: "Es kribbelt!"
Grund für den neuen Elan ist ein Konzept, das das Stadtmarketing komplett auf neue Beine stellen soll. Geplant ist eine Marketing GmbH, die zu 51 Prozent der Stadt gehört, zu 49 Prozent einem Verein, in dem sich Einzelpersonen, Gruppen und Firmen zusammen tun können - vorläufiger Name: "Aktiv für Ratingen". Dreh- und Angelpunkt des neuen Stadtmarketings wäre künftig dann der Geschäftsführer der GmbH. "Wir werden da einen absoluten Profi mit entsprechenden Profil suchen", kündigte deshalb auch Mirjam Dietz, Vorsitzende des bisherigen Beirats-Vorstandes, an.
Das neue Stadtmarketing soll dabei nicht bloß die großen Veranstaltungen pflegen. Der Beirat erhofft sich deutlich mehr: Ratingen soll eine Marke werden, an Profil gewinnen, sich regional stärker vernetzen und gleichzeitig im Wettbewerb der Städte behaupten, die immer professioneller um Aufmerksamkeit und Besucher ringen.
Von der neuen Struktur verspricht sich der Beirat vor allem klare Zuständigkeiten, mehr Tempo und die effektive Bündelung der Kräfte, die in der Stadt bereits vorhanden sind. "Es mangelt schließlich nicht an Ideen, sondern an den Möglichkeiten zur Umsetzung", meint Johannes Werner, Mirjam Dietz sieht das genauso: "Wir haben tolle Ressourcen, die nur genutzt werden müssen."
Auf zwei Arten könnten sich Bürger künftig einbringen: Entweder als Mitglieder im Verein, oder aber in sogenannten Projektgruppen, die zeitlich begrenzt und in enger Absprache mit dem GmbH-Geschäftsführer ein Vorhaben voran treiben. Die Projektgruppen sollen die Arbeitsgemeinschaften ablösen, in denen bisher Freiwillige für ganze Themenfelder wie Wirtschaft oder Kultur zuständig waren.
Auch finanziell soll das Stadtmarketing einen kräftigen Schub bekommen: Die klaren Strukturen und das professionelle Management könnten Ratingens Wirtschaft motivieren, sich noch stärker zu beteiligen. "Da ist noch viel ungenutztes Potenzial", ist sich Werner sicher. Nicht zuletzt deshalb, weil ein vitales Stadtmarketing sich positiv auf die weichen Standortfaktoren auswirkt. Schließlich lassen sich qualifizierte Mitarbeiter am liebsten dort nieder, wo auch die Lebensqualität hoch ist.
Da die Stadt bei allen Vorhaben Hauptfinanzier bleiben wird, soll sie auch die Fäden in der Hand behalten. Der Gesellschaftsvertrag sieht vor, dass die Stadt über den Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung maßgeblich die Kontrolle über die GmbH behält.
Dementsprechend haben zunächst auch die Ratsgremien das Sagen: Am 27. März wird das Konzept im Hauptausschuss beraten, am 19. April entscheidet dann der Rat. Im Sommer, so der ehrgeizige Zeitplan, könnten Verein und GmbH dann gegründet sein.