Ratingen: Eltern freut die Geste der Stadt
Ein Jahr nach Einführung des Begrüßungspakets für Neugeborene fällt die Bilanz positiv aus.
Ratingen. "Wie schön, dass Du geboren bist" - so heißt nicht nur eine Zeile aus einem Kindergeburtstagslied, sondern auch das Projekt, mit dem die Stadt frischgebackene Familien besucht und ihnen ein Begrüßungspaket überreicht. Seit einem Jahr wird das Projekt durchgeführt und kann eine erfolgreiche Bilanz vorweisen: Fast 600 Hausbesuche führten die elf Bezirkssozialarbeiter in allen Stadtteilen durch und stießen dabei fast durchgehend auf positive Reaktionen. Die allermeisten Familien freuten sich über den Besuch und nutzten ihn, um frühzeitig Unsicherheiten und offene Fragen mit dem zuständigen Bezirkssozialarbeiter zu besprechen.
Normalerweise verheißt die Visite eines Sozialarbeiters vom Jugendamt nichts Gutes: Entweder ist das Kind verhaltensauffällig oder es wirkt gar verwahrlost. Anders in diesem Fall. Der Mitarbeiter des Jugendamtes hat nicht nur einen 144 Seiten starken Ordner voller nützlicher Informationen für die Eltern unterm Arm, sondern auch noch ein kleines Präsent für den neuen Erdenbürger: ein Bilderbuch, auf dem das Baby auch herumkauen darf.
"Ich fand den Besuch prima", erinnert sich Marion Kramer. Bald nach der Geburt ihres dritten Kindes Chantal Sophie im Oktober erhielt sie ein Glückwunschschreiben des Bürgermeisters, in dem auch gleich der Besuch des Jugendamtes angekündigt wurde. "Bei meinen ersten beiden Kindern gab es das noch nicht." Besonders hilfreich seien die vielen Adressen und Hinweise auf Angebote rund ums Kind. "Da wird man wirklich umfassend informiert."
Solche positiven Rückmeldungen erlebt Gerhard Benz häufig. Er ist einer der elf Bezirkssozialarbeiter und für Hösel und Homberg zuständig. "Besonders gut kommt bei den jungen Familien die Übersicht über die Betreuungsangebote an - vor allem bei Berufstätigen." Auch nach Sport- und Spielmöglichkeiten für Eltern mit Kleinkindern würde immer schnell gefragt. "Eine Mutter schilderte mir einmal, dass sie bei der Recherche im Internet wegen der Unübersichtlichkeit schier verzweifelt wäre."
Benz - wie auch seine Kollegen - können sich über eine hohe Antwortquote freuen: Lediglich drei Prozent der angeschriebenen Neu-Eltern wollen keinen Hausbesuch. Manchen merke man allerdings auch eine gewisse Skepsis an, wenn der Mann vom Jugendamt klingelt. "Wir erklären, dass das überhaupt nichts mit Kontrolle zu tun hat, sondern ein reiner Service ist."
Natürlich werde man nicht die Augen verschließen, wenn bei einem Begrüßungsbesuch Auffälligkeiten festgestellt werden. Bei den 600 besuchten Familien wurden in zehn Fällen geraten, die ambulante Erziehungshilfe in Anspruch zu nehmen - was diese auch prompt befolgten. Einmal wurde "Kindeswohlgefährdung" festgestellt und sofort entsprechende Hilfen angeboten. Die betroffenen Familien hätten diese Formen der frühen Hilfe dankbar angenommen, sagt Benz.
Der Nutzen des Elternbegleitbuches scheint sich mittlerweile herumzusprechen. So haben sich auch Eltern gemeldet, deren Kinder 2008 geboren wurden und die auch gerne ein Elternbegleitbuch gehabt hätten. Ihnen gab das Jugendamt ein Schwarz-Weiß-Exemplar.