Ratingen: „Hier kennt man sich eben“
Klein, fein, überschaubar und familiär: Das schätzen die Besucher besonders.
Ratingen. Er reicht kaum über die Theke. Seine schwarze Wollmütze rutscht immer wieder in die Stirn. Mit genervten Blick schiebt der dreijährige Dennis das störende Ding auf seinem Kopf aus dem Gesicht und wendet sich breit grinsend seiner Kundschaft zu: "Poffertjes oder Maronen?", fragt der Stöpsel. Und spätestens jetzt wird dem Besucher auf dem Ratinger Weihnachtsmarkt auch ohne Glühwein und Eierlikör ganz warm ums Herz.
Papa Robert Kubis (46) ist mit seiner Weihnachtsmarktbude bereits im fünften Jahr in Ratingen. "Im fünften Jahr", plappert Dennis nach. "Na, bei dir ist es höchstens das dritte", flüstert Kubis dem Kleinen zu. In diesem Jahr sei es aber besonders schön - nicht nur wegen der tatkräftigen Unterstützung von Söhnchen Dennis. "Hier geht es einfach herzlich zu. Jeder kennt jeden. Und in diesem Jahr sind die Leute viel besser drauf", sagt Kubis.
Auch Besucherin Kerstin Hortz kann das nur bestätigen: "Das Angebot hat sich im Vergleich zum Vorjahr wirklich verbessert. Es gibt eigentlich nichts, das ich vermisse." In der Tat gibt es auf dem Marktplatz im Schatten der Kirche St. Peter und Paul in diesem Jahr ein breites Angebot an Leckereien und Krimskrams. Am Eingang werden die Weihnachtsmarktbesucher vom Grünkohlduft empfangen, gegenüber gibt’s Würstchen, weiter hinten Backfisch. Und der China-Imbiss sorgt besonders bei den jungen Marktbesuchern und Budenbesitzern wieder für etwas Abwechslung.
"Abends ist es hier immer rappelvoll", sagt Claudia Menk (28), die sich mit ihrem Freund bei einem Glühwein in der gemütlich beleuchteten Weihnachtsscheune aufwärmt. Während die junge Frau lächelnd die Atmosphäre genießt, ist Freund Simon etwas zurückhaltender mit seiner Weihnachtsmarkt-Lobhudelei. "Na, es könnte schon etwas weitläufiger sein", nuschelt er in seinen Schal und erntet von Freundin Claudia sofort einen kleinen Klaps auf den Arm. "Du Weihnachtsmuffel", sagt sie lachend. "Ich genieße das hier, ich finde es sehr stimmungsvoll: die Lichter, die Musik und die Budenbesitzer, die eigentlich immer ein Lächeln für einen übrig haben", so ihr Fazit.
Von Hektik ist auf dem Ratinger Weihnachtsmarkt nichts zu spüren. "Hier kann man in Ruhe den Tag ausklingen lassen. Die, die in Eile noch die letzten Geschenke kaufen, sind sowieso in die größeren Städte gefahren", sagt Margot Ellinghaus. Mit großen Weihnachtsmärkten wie in Essen könne man den Ratinger ohnehin nicht vergleichen. "Aber dem Vergleich wollen wir uns ja auch gar nicht stellen", so Ellinghaus mit einem Augenzwinkern. Große Weihnachtsmärkte seien ein schönes Ausflugsziel, wer sich aber vor der Haustür einstimmen wolle, sei hier genau richtig. Und sie ergänzt, was man häufig auf dem Weihnachtsmarkt zu hören bekommt: "Mann kennt sich."
Dennis vom Maronenstand macht derweil eine kleine Betriebspause. Die hat er sich auf redlich verdient. Noch einmal die Wollmütze in ihre Schranken verwiesen, rutscht der knapp ein Meter große Steppke vom Hocker und verlässt die Bude. "Ich lasse ihn hier alleine herumlaufen. Den kennt auf dem Markt doch jeder", sagt Papa Robert. Und tatsächlich: Wenig später steht Dennis ein paar Buden weiter am Würstchenstand und plauscht mit "seiner Würstchenfrau".