Velbert: Für ein Shopping-Center soll die alte Villa abgerissen werden

Wenn ein Investor das neue „Marktzentrum“ baut, soll dieser das Baudenkmal Villa Herminghaus abreißen dürfen. Nur so lasse sich die Planung realisieren, so die Verwaltung.

Velbert. Es soll die Innenstadt attraktiver machen, den Einzelhandelsstandort stärken und einen städtebaulichen Missstand beheben: das angestrebte neue "Marktzentrum" am Europaplatz. Zwischen Friedrichstraße, Bahnhofstraße, Kolpingstraße und Oststraße soll ein privater Investor ein Shopping-Center mit etwa 20 000 Quadratmeter Verkaufsfläche entwickeln. Die Stadt strebt außerdem an, in dem entstehenden Neubaukomplex die Volkshochschule und ein Kino unterzubringen (WZ berichtete).

Morgen beraten der Bezirksausschuss Velbert-Mitte, der Wirtschaftsförderungsausschuss sowie der Umwelt- und Planungsausschuss gemeinsam über den Bebauungsplan für das Areal rund um das heute leerstehende "Marktzentrum". Im Frühjahr hatten diese Gremien mit großer Mehrheit dafür gestimmt, dort den Weg für eine städtebauliche Neuorientierung frei zu machen.

Allerdings verlangten alle Fraktionen damals einen "respektierlichen Umgang" mit der vorhandenen historischen Bausubstanz - inklusive der 1885 gebauten Villa Herminghaus an der Kolpingstraße, die der Stadt gehört und in der unter anderem die schulpsychologische Beratungsstelle untergebracht ist. Das im Stil der Neorenaissance errichtete repräsentative Wohnhaus des Industriellen Herminghaus war 2001 in die Denkmalliste aufgenommen worden.

Nach Angaben der Verwaltung steht die Villa allerdings einem neuen "Marktzentrum" im Weg: "Alternative Planungen, sowohl die Realisierung eines Shopping-Centers als auch die Erhaltung der Villa Herminghaus zu ermöglichen, führten zu keinem annehmbaren Ergebnis", heißt es in der Vorlage. Deshalb soll die Politik nun zustimmen, dass gemäß Denkmalschutzgesetz eine Erlaubnis erwirkt wird, das Baudenkmal "beseitigen" zu können.

Die qualitative Verbesserung der Innenstadt müsse im Vordergrund stehen: "Dieses Ziel besitzt an dieser Stelle ein überragendes öffentliches Interesse, weil andere Standorte von gleichwertiger Qualität nicht zur Verfügung stehen." Zudem, so argumentiert die Verwaltung, stehe die Villa ohnehin nicht mehr in dem historisch einst bestehenden Zusammenhang mit der benachbarten Fabrik, auch der frühere Garten ist nicht mehr da.

Per Vertrag mit dem Investor soll aber sichergestellt werden, dass ein Abriss des Baudenkmals nur dann erfolgt, wenn das Projekt tatsächlich realisiert wird. Ein "Vorratsbeschluss" also, der allerdings notwendig sei, um die Vergabereife des Gesamtprojekts zu erreichen und das erforderliche EU-Ausschreibungsverfahren durchführen zu können, sagt die Verwaltung

Die Bündnisgrünen haben bereits angekündigt, dass sie einem Abriss der Villa nicht zustimmen werden. Sie halten das geplante Einkaufszentrum ohnehin für zu groß dimensioniert, zweifeln auch die Verträglichkeit für den bestehenden Handel in Velbert und den Nachbarkommunen an. Die UVB würde das Thema gerne vertagen, könnte sich einen "Vorratsbeschluss" aber vorstellen.