Investor baut altes Kino zu Kaufhaus um
Bis zum Jahresende soll der Rohbau stehen. Die Eröffnung ist für Frühjahr 2017 geplant.
Nettetal. Wo einst Filmstars auf der Leinwand zu sehen waren, sollen künftig Geschäfte Kunden anlocken. Es ist lange her, dass in Lobberich das ehemalige Kino Astra an der Von-Bocholtz-Straße Filme zeigte. 2007 war Schluss, und nun verschwindet auch der für Lobberichs städtebauliche Nachkriegsgeschichte prägende Bau. „Das Gebäude wird jetzt entrümpelt und dann auf Asbest untersucht“, erklärt Rob Olymulder. Der Investor rechnet damit, dass noch in dieser Woche die Termine für die Abrissarbeiten feststehen: „Dann wird alles ganz schnell gehen, bis Jahresende soll der Rohbau stehen.“
Genau das hofft auch Familie Straeten, die früher das Kino betrieb und die Immobile, die insgesamt 1400 Quadratmeter umfasst, an Olymulder verkaufte, damit „diese Ecke in Lobberich wieder belebt“ werde: „Sein Konzept hat uns überzeugt.“
Noch 2007 sagte Arnold Straeten bei der Schließung, dass er „das Brummen der Film-Vorführmaschinen“ vermisse. Mittlerweile aber hat die Familie „mit dem Kapitel abgeschlossen“, so Ursel Straeten. Ihrer Familie komme es nun darauf an, „dass etwas Gutes für Lobberich entsteht“.
Eine ähnliche Hoffnung hatte sich schon einmal erfüllt: 1957 hatte das Kino am Markt ausgedient, und das neue wurde an der Von-Bocholtz-Straße eröffnet. Die damalige Gemeinde Lobberich wollte zudem gegenüber vom Kino, am Brockerhof, eine Art Zentrum etablieren. Im Erdgeschoss der neu gebauten Wohnhäuser wurden Geschäfte eingerichtet. Später baute die Post neben dem Kino, und Karstadt eröffnete eine Filiale. Viel Leben damals in Lobberichs Innenstadt.
Aber das ist alles Geschichte. Lobberich wurde ein Ortsteil der neu gegründeten Stadt Nettetal, Brockerhof ist nur ein Parkplatz. 1997 verpachtete Straeten das Kino an den Kaldenkirchener Kinobetreiber Helmut Töpfer, 2007 beschloss Komiker Helge Schneider die Lobbericher Kinogeschichte: Seine Hitler-Satire „Mein Führer“ war der letzte gezeigte Film. Das Gebäude beherbergte zwischenzeitlich einen Fahrradverleih.
Dann wurde aus Karstadt nebenan Hertie, es folgte die Pleite, das Kaufhaus mit Parkdeck wurde kürzlich abgerissen. Dahinter zieht mittlerweile das Einkaufszentrum Ludbach-Passage mit Kaufland Kunden an. Und aus dem früheren Kino soll ebenfalls ein kleines Einkaufszentrum werden, „sozusagen ein Brückenkopf zwischen Fußgängerzone und Ludbach-Passage“, wie es im Rathaus heißt.
Geplant sind vier Ladenlokale im neuen Gebäudekomplex. Fest steht bereits laut Markus Grühn vom Nettetaler Planungsamt: Die Bekleidungskette Charles Vögele werde ebenso eine Filiale eröffnen wie der deutsche Ableger der niederländischen Sonderposten-Firma Action. Zudem liege „für zwei kleinere Märkte die Planung in den letzten Zügen“.
Für die Außengestaltung gibt es ebenso konkrete Vorstellungen: „Viel Glas, auch Aluminium, dazu attraktives dunkles Mauerwerk“, deutet Olymulder an, der auch am Kaufland-Projekt beteiligt war. Das Gebäude mit der modernen Fassade werde „sehr gut ins Stadtbild passen und es mit prägen“, verspricht der Investor. Die Eröffnung peilt er „fürs nächste Frühjahr“ an. Dann werden die Bagger längst wieder abgerückt sein, und nichts wird mehr an das ehemalige Lobbericher Kino erinnern.