Feuerwehr Ärger um Sirenenalarm: Die Stadt Kempen verzichtet auf Strafanzeigen

Kempen · Zu einem nächtlichen Alarm in Kempen hatte es unter anderem Beschwerden unter der Notrufnummer 112 gegeben.

Diese Sirene steht auf dem Dach der Feuerwache an der Heinrich-Horten-Straße. Insgesamt gibt es in Kempen elf solcher Anlagen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Es war schon sehr emotional, wie Feuerwehrchef Franz-Heiner Jansen in der jüngsten Ratssitzung auf das Ärger-Thema Sirenenalarm zurückgeblickt hat. Wie berichtet, hatte es in der Nacht zum 21. Juni in einem Mehrfamilienhaus an der Hammarskjöldstraße gebrannt. Weil Menschenleben in Gefahr waren, wurde in der ganzen Stadt Sirenenalarm ausgelöst. Ein ungewöhnliches Szenario, das aber inzwischen wieder vorgeschrieben ist. Und das seit vergangenem Jahr auch wieder möglich ist, weil die Stadt Kempen wieder ausreichend Anlagen installiert hat.

Viele Feuerwehrleute seien
von Funklöchern geplagt

Noch in der Nacht und auch im Nachgang hatte es aber Beschwerden aus der Bürgerschaft gegeben. Viele hatten kein Verständnis dafür, dass bei einem lokalen Feuer ein stadtweiter Alarm ausgelöst wurde. Die Feuerwehr tut dies aber unter anderem deshalb, um alle Kameraden zu erreichen. Denn einige seien über ihren digitalen „Piepser“ aufgrund von Funk- löchern nicht immer zu erreichen. Allein beim Einsatz in der „Neuen Stadt“ seien 15 Kameraden wegen der Sirene zum Gerätehaus gefahren, so Jansen. Dieser sprach über die Ereignisse vor allem deshalb so emotional, weil er und seine Kameraden im Nachgang mit massiver Kritik belästigt wurden. Zudem hätten sich Bürger über die Notrufnummer 112 über die Sirene beschwert.

Ein „No-go“. Da war sich Jansen mit Bürgermeister Volker Rübo und den Fraktionen des Rates einig. Denn die 112 ist für Notfälle da. Und eine andere Nutzung sei eine strafbare Handlung, ergänzte Lutz Strothmann (SPD). Daher lautete seine Empfehlung, dass die Stadt Kempen sich mit der Leitstelle des Kreises Viersen in Verbindung setzt, um möglicherweise Anzeige gegen diejenigen zu erstatten, die die 112 missbraucht hätten. Laut Strothmann werden Nummern gespeichert und die Gespräche aufgezeichnet. Für den Vorschlag erhielt der SPD-Ratsherr Applaus und der Bürgermeister sicher zu, sich zu kümmern.

Das hat er nun getan, wie Stadtsprecher Christoph Dellmans am Mittwoch auf Anfrage der WZ bestätigte. Allerdings mit dem Ergebnis, dass Stadt und Feuerwehr von Anzeigen absehen wollen. „Unter Abwägung der Gesamtumstände und der Empfehlung der Feuerwehr folgend ist auf die Stellung von Strafanzeigen zu verzichten“, teilt der Pressesprecher mit. „Entsprechend der Berichterstattung in der örtlichen Presse hat auch bereits eine entsprechende Aufklärungsarbeit stattgefunden. Sollte es in Zukunft zu weiteren Fällen kommen, wird über eine gegebenenfalls abweichende Handhabung nachgedacht werden.“

Beim Brand in der Nacht zum 21. Juni war ein Mann verletzt worden. Er hatte eine Rauchvergiftung erlitten. Die übrigen 15 Bewohner des Mehrfamilienhauses konnten gerettet werden. Durch das rechtzeitige Eingreifen der Feuerwehr konnte auch ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude verhindert werden.